US Ancona – AS Ostia Mare – 0:1

US Ancona – AS Ostia Mare – 0:1

„SERIE CAOS ODER SERIE DIGITAL – HAUPTSACHE ITALIEN“

07.09.2025
Serie D Girone F
Stadio del Conero
Zuschauer: 2.000

ANCONA – Eigentlich solltet ihr an dieser Stelle einen Bericht vom Serie C Spiel Rimini FC vs. Ternana Calcio finden, die absurden finanziellen Machenschaften Italiens machten uns aber einen Strich durch die Rechnung, oder besser gesagt, wir zogen die Planungsreißleine.
Aber von vorn: Nachdem am Vorabend noch das Länderspiel San Marino gegen Bosnien besucht wurde (wir berichteten), buchte sich nahezu die halbe Redaktion logistisch clever in einem Hotel am Strand in Rimini ein. Am Beacher gönnte man sich noch 2-30 Birra und las überraschend eine Veröffentlichung des Heimvereins: „Das Stadion konnte rechtzeitig frei gegeben werden.“ Etwas verwundert über diese Nachricht, ging man dennoch zufrieden ins Bett.

Am nächsten Morgen dann die Auflösung und zeitgleich Hiobsbotschaft. Die Stadt Rimini revidierte die Aussage des Vereins vom gestrigen Abend und gab bekannt, dass das Stadion nicht bereit steht. Als Grund wurden ausstehende Mieten und Spielergehälter genannt, Italien as it’s best. Tagsüber ging das Caos weiter, die Kassen öffneten nicht wie avisiert und auch die Gäste veröffentlichten einen Post, dass keine auswärtigen Fans zugelassen sind. Es stand sowohl eine Absage, als auch ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Raum. So hieß es Handys raus und umplanen. Letztendlich fiel unsere Wahl auf US Ancona, weil so auch noch mit Sambenedesse gedoppelt werden konnte.

Angekommen in der Hafenstadt begannen wir erstmal mit Sightseeing, um auch ein paar Fotos ohne Fußballcontent für Mutti im Speicher zu haben. Tatsächlich hat man von der Cattedrale di San Ciraco einen super Ausblick auf Stadt und Hafen, nicht so schön wie Schwechheim, aber trotzdem ansehnlich. Im Anschluss begann der schwierige Teil der Reise. Für uns nicht nachvollziehbar, aber offensichtlich ist die Pizza ein Gericht, welches in Italien nicht vor 18 Uhr gegessen werden darf. Nach langer Suche wurde in einer kleinen Gasse ein Imbiss gefunden, der den Ofen anschmiss.

Gestärkt ging es im Anschluss zum Stadion del Conero. Der etwas außerhalb der Stadt liegende Ground liegt malerisch an einem Weinhang und wurde 1992 eben in Diesen gezimmert. 2003/2004 konnte der Vorgängerverein in sogar ein Jahr eher weniger erfolgreich in der Seria A antreten, ein paar Konkurse später findet man sich mittlerweile in der Serie D wieder.

Vergeblich suchten wir die Kassenhäuschen, am Eingang offenbarte uns ein Tifosi, dass es Karten nur Online gäbe. Das D steht hier offensichltich für digital, sehr zum Leid aller anwesenden Ticketsammler.

Zu Gast war der uns eher unbekannte Verein AS Ostia Mare, die von der Adriaküste in der Nähe von Rom anreisten. Sogar 20 Schlachtenbummler machten es sich im Gästeblock gemütlich und hatten dabei reichlich Platz auf der kompletten Hintertortribüne.

Auf der anderen Seite findet man die Ultras Ancona, die ein deutlich besseres Bild abgaben und über 90 Minuten mit einer guten Mitmachquote das eigene Team anpeitschten. Leider erfolglos, so verlor der Favorit 0:1 und konnte auch aus der zahlenmäßigen Überlegenheit der letzen 15 Minuten keine Vorteile ziehen. Nach dem Spiel ging es direkt zum nächsten Spielort, so sollte die zweite Pizza des Tages noch fallen, dieses Mal sogar zur Pizzazeit. (CvS)

Sri Lanka – Turkmenistan – 1:0

Sri Lanka – Turkmenistan – 1:0

“ZWISCHEN LÜNEBURG UND COLOMBO: PERERA TRIFFT FÜR DIE LÖWEN”

09.10.2025
AFC Asian Cup Qualifiers
Colombo Racecourse International Stadium
Zuschauer: 2.440

COLOMBO – Der Ausgangspunkt für diesen Bericht ist eigentlich Armenien. Dort verbrachte ich das Feiertagswochenende und war hellauf begeistert von Land und Leuten. Die jahrtausende alten Klöster in spektakulären Lagen wie z. B. Tatew sind beeindruckend und definitiv eine Reise wert. Natürlich wurde auch Fußball geschaut und unter anderem das (neue) Nationalstadion gekreuzt.

Warum fange ich damit an? Am Montag flog ich nach Schwechheim zurück und packte direkt den größeren Rucksack für die Asientour am nächsten Tag. Zu viert fuhren wir nach Amsterdam und wenige Stunden später saß man im Flieger Richtung Südasien. Bei dieser Taktung dürften “normale” Menschen sich wohl fragen, ob man noch alle Tassen im Schrank habe. Es ist eben das Leben, was wir wählten. Und auf der Langstrecke blieb genug Zeit zum Nachzählen der Tassen, alle da.

Erste Etappe der Reise war Colombo, wo Sri Lanka im Rahmen der Qualifikation für den AFC Cup die Gäste aus Turkmenistan empfing. Fußball ist nach wie vor eine Randsportart im ehemaligen Ceylon. Es gab keinen ernsthaften Ligabetrieb und die Nationalmannschaft dümpelte am Ende der FIFA-Weltrangliste vor sich hin. Doch es hat sich etwas getan.

Der Verband hat sich neu aufgestellt, zwei neue Ligen gegründet und diese wurden auch ordnungsgemäß gespielt. Ebenso ist der Auftritt in den Sozialen Medien auf Vordermann gebracht worden in Bezug auf Ansetzungen und Spielorte. Allerdings gestaltete sich die Ticketbeschaffung etwas kompliziert.

Statt Onlineverkauf oder Tageskasse mussten wir uns online unter dem Motto “first come, first serve” für Freikarten registrieren, die morgens am Spieltag im Verbandshaus abgeholt werden sollten. Für die Einheimischen nicht ideal. Bei Facebook hagelte es zahlreiche Beschwerden, dass sie sich für die Abholung schlicht keinen Urlaub nehmen konnten. Wirklich unglücklich gemacht.

Das Spiel fand im Colombo Racecourse International Stadium statt, das eine wechselvolle Geschichte vorweist. Die einstige Pferderennbahn diente u.a. im Zweiten Weltkrieg als Flugplatz der Royal Air Force. Nach einer Renovierung im Jahr 2012 finden hier neben Rugby auch die Länderspiele der Fußballnationalmannschaft statt.

Offiziell kamen etwa 2.500 Zuschauer ins Stadion und sahen eine gut eingestellte “Golden Army”, die sich gleich Chancen erarbeitete. Nach 12 Minuten traf Razeek Waseem den rechten Pfosten und nur sechs Minuten später retteten die Gäste aus Zentralasien auf der Linie. Danach wachten die “Karakum Warriors” etwas auf und gestalteten das Spiel ausgeglichener.

Nach über einer Stunde Spielzeit brach dann aber ein gewisser Leon Perera in seinem 16. Länderspiel den Bann und traf mit einem satten Schuss von der Sechzehnerkante. Der Torwart sah dabei schlecht aus und hätte den Ball parieren können. Sei es drum, Tor ist Tor. Riesenjubel auf der Tribüne, wo sich auch etwa 30 deutsche Hopper befanden.
Der Trainer von Sri Lanka animierte danach immer wieder das Publikum und die Löwen brachten das Ergebnis letztlich über die Zeit.

Warum schreibe ich ein “gewisser” Leon Perera? Nun als guter Journalist hätte ich vorher recherchieren sollen. Im Nachgang zum Spiel schrieb mir nämlich (mm), dass der Kollege normalerweise beim Lüneburger SK vor den Toren Schwechheims kickt. Am Samstag zuvor stand er noch auswärts bei Hildesheim auf dem Platz (siehe unser Bericht). Was für eine Geschichte!

Durch den zweiten Sieg hat Sri Lanka in der Gruppe nun sechs Punkte auf dem Konto und darf sich Hoffnung auf die Qualifikation zum AFC Cup in Saudi-Arabien 2027 machen. Wir wünschen Leon Perera und seinem Team alles Gute auf dem weiteren Weg. Während ich diese Zeilen eintippe, warte ich bereits auf das Boarding ins nächste Exotenland. Bericht folgt! (hr)

IFC Malaysia – Selangor FC – 1:3

IFC Malaysia – Selangor FC – 1:3

„ALLE IN ROT – UND PLÖTZLICH DREHT MALAYSIA DOCH NOCH AUF“

05.10.2025
Malaysia Super League
Negeri Pulau Pinang Stadium
Zuschauer: 784

PENANG- „Ansonsten war nicht viel los in Malaysia, zumindest fürs Erste. Weder auf dem Platz noch abseits des Stadions hat uns das Land überzeugt, das sollte sich aber schnell ändern.“, lautete das Schlusswort des gestern im Landboten erschienenen Artikels. Wie die 180° Wende beim Redakteur doch noch gelang, erfahrt ihr im folgenden Bericht.

Malaysia Experte (CvS) ließ per Textnachricht verlauten, dass mindestens 400 Selangor Fans den weiten Weg nach Penang auf sich nehmen würden. „Das lohnt sich, den Kick müsst ihr noch mitnehmen.“
Hätte ich geahnt, was für ein Brett der 40.000 Ground ist, wäre mir die Anzahl der angekündigten Gästefans fast egal gewesen. Das diese allerdings noch das Sahnehäuptchen auf der Fussballtorte ausmachen sollten, war schon ein starkes Stück. Bevor wir uns aber ins gelb blaue Rund stürzen, zuvor ein paar Worte zu Malaysia.

Knapp 34 Millionen Menschen leben hier aufgeteilt auf die westmalayische Halbinsel mit der Hauptstadt Kuala Lumpur, sowie der Insel Borneo. Letztere untergliedert sich in drei Staaten: Malaysia, Brunei und Indonesien. Wir waren 10 Tage auf der westlich gelegenen Halbinsel unterwegs. Besonders gut hat es uns auf der Insel Penang gefallen. Schöne Strände, tolle budhistische sowie hinduistische Tempelanlagen und die drittgrößte Stadt des Landes, Georgetown, warten mit einem weltweit geschätzten kulinarischen Angebot auf ihre Besucher. Außerdem möchten wir noch eine Empfelung für den botanischen Garten von Penang als auch den Tropical Spice Garden aussprechen. Hier kann man die Natur genießen und einige verschiedene Tiere, meist Affen, beobachten. Ein zwei tägigen Stop in den Cameron Highlands würden wir allen naturbegeisterten Reisenden ebenfalls ans Herz legen. Die Teeplantagen überzeugten uns vollkommen, ganz gleich wie stehengeblieben der Rest der Gegend ist. Wer 80er Jahre Vibes ganz ohne Lametta liebt, ist hier richtig. Zu guter letzt verweilten wir noch ein paar Tage in Kuala Lumpur. Batu Caves, Patrones Towers, Wasserspektakel im KLCC Park und die ein oder andere Mall konnten erfolgreich von unserer Bucket List gestrichen werden. So schön das alles auch klingen mag bestätigte sich unser erstes Gefühl, welches wir ähnlich schon von vielen Anderen geschildert bekommen haben. Malaysia hat alles zu bieten, was es in den restlichen südostasiatischen beziehungsweise südasiatischen Ländern ebenfalls gibt. Hier bekommt man es kompakt, aber irgendwie ist es dann doch in jedem einzelnen anderen Land schöner oder interessanter. Die thailändischen Strände, die Reisfelder in Indonesien, die Teeplantagen auf Sri Lanka, die Wasserfälle in Laos oder aber die Tempel in Kambodscha. Alles vorhanden in Malaysia, das gewisse etwas fehlt aber irgendwie überall.

Ganz anders beim heutigen Spiel zwischen IFC und Selangor. Dort hat einfach alles gepasst. Das riesige Stadion mit seiner einzigartigen Architektur, die angereisten Gästefans aus Selangor und das Spiel selbst machten einfach Spaß und die 90 Minuten vergingen wie im Flug. Selangor war durchgehend klar besser, sowohl auf den Rängen als auch auf dem Rasen. Kein großes Wunder, hat Immigration F.C. gar keine so richtige Fanbase. Von den 784 Zuschauern waren es mindestens 500 aus dem weit entfernten Bundesstaat Selangor. Dazu gesellten sich ein paar deutschsprachige Hopper und rund 200 Unparteiische. Tatsächliche Heimfans konnten gerade einmal 20-30 auserkohren werden. Wen es wundert, IFC gibt es erst seit 2015 und hat zudem seine Wurzeln im 450km entfernten Putrajaya. So läuft’s: Schöne moderne Fussballwelt. Da gefiel uns der lautstarke, ultraorientierte Selangor Haufen schon besser. 3:1 für die Gäste, das ging ganz klar in Ordnung. Alle in Rot war das Motto, an dieser Stelle sei gesagt:
Ganz klar gelungen, Malaysia dreht auf und alles wieder in Butter in Penang. (hd)

Penang FC – Negeri Sembilan FC – 2:1

Penang FC – Negeri Sembilan FC – 2:1

„NICHT VIEL LOS IN MALAYSIA, ZUMINDEST FÜRS ERSTE“

04.10.2025
Malaysia Super League
City Stadium Penang
Zuschauer: 1.143

GEORGETOWN – Am 04.10 hat Penang FC im städtischen Stadion die Gäste aus Seremban empfangen. Karten gab’s vorab online oder am Stadion zum fairen Kurs von 5 Euro. In der Kurve hat das Ticket zwei Euro gekostet. Die Hintertorseite als Fankurve zu bezeichnen, erscheint der Redaktion allerdings doch etwas übertrieben.

Hinter dem ‚Ultras Panthers‘ Banner versammelten sich gerade einmal drei Jugendliche. Die Gäste hingegen stellten gute dreihundert Mann. Der ultraorientierte Haufen erschien, wohl bemerkt, erst kurz vor der Halbzeitpause und umfasste 40 Leute. Supportet wurde nicht wirklich, nur alle paar Minuten wurde gelangweilt auf einer mitgebrachten Trommel rumgeschlagen und dazu lustlos gesungen.

Auf dem Platz hingegen lief es dann schon etwas besser. Die Heimelf, klar im Vorteil, konnte das Spiel mit 2-1 gewinnen und es hätte durchaus auch deutlicher ausgehen können. Verstecken müssen sich die Profis von beiden Teams allerdings nicht, kicken können sie in Malaysia. Im AFC Club Ranking schaffen es die Malaien immerhin auf Platz 10 von 47. Davor stehen Hochkaräter wie Japan, Saudi Arabien oder Katar.

Ansonsten war nicht viel los in Malaysia, zumindest fürs Erste. Weder auf dem Platz noch abseits des Stadions hat uns das Land überzeugt, das sollte sich aber schnell ändern. Wie es für uns in Malaysia weiter ging und warum das Land uns sowohl im Stadion als auch abseits des Fußballs doch noch überzeugen konnte, lest ihr morgen Abend beim Schwechheimer Landboten. Samstags um 15:30. Premiere quasi, nur ohne PayTV Abo (hd)

VfL Osnabrück U19 – SC Preußen Münster U19 (1:2)

Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (68) kommt heute aus Osnabrück. Das Stadion „Illoshöhe“ hat eine bewegte Vergangenheit und wurde 1936 von dem Architekten des Berliner Olympiastadions – Professor Werner March – entworfen.

Fertiggestellt hat man die Anlage erst nach dem WW2 und seitdem dient das Stadion als Bezirkssportanlage dem Breitensport sowie dem VfL Osnabrück als Wettkampf- und Trainingsstätte.

Auch Papst Johannes Paul II. hat seinen Teil zu den vielen Umgestaltungen der Illoshöhe beigetragen. 1980 und 1981 trat der polnische Papst vor bis zu 140.000 Menschen in dem Stadion auf. Nach dem Gottesdienst war die Aschebahn derart unbrauchbar, dass die katholische Kirche der Anlage eine neue Leichtathletikbahn spendierte. Jene Tartanbahn wurde 2023 saniert und seitdem rollt der Ball wieder regelmäßig auf der Illoshöhe.

Das Tribünendach bekam das Stadion erst im Jahre 2006 verpasst. Wir hoffen, dass man an der Bremer Brücke nicht genauso lange auf die neue Überdachung warten muss und wünschen allen Lesern ein schönes Wochenende!


02.08.2025
Osnabrück,
Sportstadion Illoshöhe
VfL Osnabrück U19 – SC Preußen Münster U19 (1:2)

VfV Borussia 06 Hildesheim – Lüneburger SK Hansa – 0:2

VfV Borussia 06 Hildesheim – Lüneburger SK Hansa – 0:2

„FLUTLICHT-PREMIERE ALS PLAN B“

04.10.2025
Landespokal Niedersachsen
Friedrich-Ebert-Stadion
Zuschauer: 825

HILDESHEIM – Alte Hopper-Regel: Plan B muss immer besser sein als Plan A. Eigentlich verfolgte ich an diesem trüben Herbsttag keine großen Ziele. Mehr oder weniger nebenberuflich ging es in den Landstrich zwischen Stade und Rotenburg/Wümme. Nach Beendigung der Aufgaben bot sich ein Doppler in der hiesigen Bezirksliga an. Zunächst rollte der Ball auf der schönen Anlage des TV Sottrum und um 18 Uhr sollte das nächste Spiel in Soltau folgen – schon halb auf dem Weg Richtung Schwechheim gelegen, alles easy und entspannt.

So schön, so gut. 15 Minuten vor dem Anpfiff trudelte ich beim TV Sottrum ein – und bis auf ein paar Hütchen auf dem Rasen konnte vor Ort wirklich nichts erblickt werden. Die großen Fragezeichen wurden gleich bei der nächstbesten Begegnung beiseite geräumt, als es hieß, der Anpfiff verzögere sich um 30 Minuten, weil die Gäste im Stau standen. Na gut, kann passieren bei 36km Anreise und das über die A1. Aber damit war der Doppler dahin. Immerhin gab es beim TVS ein nettes Trostpflaster: Weil ein Spieler geheiratet hatte, wurde Freibier ausgeschenkt.

Auf der alten Holztribüne in Sottrum blieb nun genug Zeit sich einen Plan B für den Tag auszudenken – der Anpfiff war ja in weite Ferne gerückt. Viel blieb nicht übrig: Letzte Liga in Bremen oder Flutlicht-Premiere in Hildesheim. Der Haken: Im Friedrich-Ebert-Stadion war ich mit dem Lieblingsverein vor vielen Jahren schon mal aufgekreuzt und das Vorhaben versprach happige 200 Extra-Kilometer auf der Uhr. Sottrum verlor nach einem grottenschlechten Spiel gegen den sieglosen Tabellenletzten kurz vor Schluss 0:1, das machte die Entscheidung leichter. So unspektakulär durfte dieser sowieso schon graue Tag nicht zu Ende gehen. Im strömenden Regen bog das beliebte Kombi-Modell von Volkswagen also Richtung Hannover ab.

In Hildesheim kann man trotz Andrangs direkt an der Stadion-Straße parken, das war schon beim ersten Besuch 2017/18 so. Die Flutlicht-Premiere lockte den einen oder anderen Gelegenheits-Stadiongänger aus den beheizten Wohnzimmern der Stadt ins FES. Die offizielle Zuschauerzahl von 825 hätte ich viel höher eingeschätzt, trotzdem kommt in dem alten Pott irgendwie richtig Stadionfeeling auf. Eine große Gegengerade, Gästeblock und die schöne Holztribüne – mehr braucht’s gar nicht. Das Friedrich-Ebert-Stadion in Hildesheim ist neben dem FES in der Hauptstadt, das von Croatia und Viktoria Berlin genutzt wird, übrigens der einzige Ground in Deutschland, der nach dem ersten Präsidenten der Weimarer Republik benannt wurde.

Das Highlight des Landespokal-Viertelfinals ging bereits vor dem Anpfiff über die Bühne. Denn beim Einlauf der Teams wurde das neue Flutlicht gedimmt und es folgte eine Pyro-Raketenshow vor dem Spielertunnel und hinter der Gegengerade. Wie an Silvester zockelten die Raketen durch die Luft und sorgten für stimmungsvolle Atmosphäre. Hildesheim feierte das erste Spiel im FES unter Flutlicht – genau einen Tag vor dem 95. Geburtstag des charmanten Grounds! Auch der LSK ließ sich nicht bitten und zündete zum Anpfiff ein paar Fackeln. Lüneburg war mit einer ganzen Busladung an Zuschauern angereist. Die „Fanszene“ beim LSK ist gerade im Entstehungsprozess, seit dem Wiederaufstieg in die Oberliga. Das merkt man auch ein wenig, trotzdem hat es Spaß gemacht dem Haufen zuzugucken.

In Hildesheim ist die einstige Fanszene hingegen nicht mehr aktiv. Es waren zwar Zaunfahnen sichtbar, die sahen aber so aus, als wenn sie vom Verein kamen. Bis auf einige Anfeuerungsrufe von der Geraden konnte kein Support ausgemacht werden, überhaupt hinterließ das Publikum einen eher kritischen Eindruck. Den Support hätte der VfV jedoch gut gebrauchen können. Die Gastgeber dominierten die Partie – kassierten nach einem Standard aber den frühen Rückstand. Trotz gefälligem Offensiv-Fußball kam der Favorit einfach nicht zu zwingenden Chancen und verlor sich nach dem Wiederanpfiff in totaler Hilflosigkeit. Lüneburg spielte die Partie gekonnt runter, traf Minuten vor dem Ende per Konter zum entscheidenden 2:0 und steht damit etwas überraschend im Halbfinale des Landespokals, was Mannschaft und Fans gebührend feierten.

Vor der Partie konnte übrigens nicht ein einziger Beamter vor Ort gesichtet werden und das, obwohl Lüneburg mit „organisierter Fanszene“ angereist war. Auch standen die Tore zum Gästeblock auf, um das leibliche Wohl der LSK-Fans zu sichern. Das sorgte nach „Scheiß Lüneburg“-Rufen gegen Ende der Partie für Ärger und es rückten tatsächlich auch Streifenwagen aus. Das muss man nicht verstehen. Übrigens genauso wenig wie die „Käse-Schinkengriller“ vom Grill, welche einst zur besten Stadionwurst Deutschlands gekürt wurden, mittlerweile aber – trotz der Bezeichnung – überhaupt gar kein Käse mehr enthalten. Geschmeckt hat sie trotzdem, wie auch der ganze Plan B, mit dem ich am Ende überaus zufrieden war. (mm)

Everton F.C. – Crystal Palace F.C. – 2:1

Everton F.C. – Crystal Palace F.C. – 2:1

„GROUND 58/92 – EIN NEUER HAFEN FÜR DIE TOFFEES“

05.10.2025
Premier League
Hill Dickinson Stadium
Zuschauer: 51.770

LIVERPOOL- Hier in Liverpool fiel 2017 mit dem Goodison Park mein allererster Ground auf der Insel. Dass ich für die Komplettierung der 92 erneut zum FC Everton musste, finde ich allerdings eher ausbaufähig.

Denn seit dieser Spielzeit spielen die „Toffees“ in ihrer neu gebauten Hill Dickinson Arena.
Früher trennten die Anfield Road und den Goodison Park nur wenige Meter. Heute kann man aus bestimmten Blickwinkeln vor dem Neubau sogar noch die Tribüne der Anfield sehen. Doch auch wenn die neue Arena direkt am Wasser liegt – so richtig angesprochen hat mich das Stadion nicht.

Aber der Reihe nach: Nach einem echten Horrortrip ging es mit dem bereits berichteten Derby in Portadown langsam bergauf. Beim 30-minütigen Flug aus Dublin klappte zum Glück alles, und so war ich bereits in den Morgenstunden in Liverpool.
Diese verbrachte ich im Wetherspoon mit einem klassischen English Breakfast und der Coffee-Refill-Option, ehe es zu Fuß zum Stadion ging. Dieses liegt rund 45 Minuten vom Stadtzentrum entfernt und wurde etwa eine Stunde vor Anpfiff erreicht.

Im Stadion angekommen, sah ich etwas, das es Gerüchten zufolge bald auch beim HSV geben soll: Biere, die man sich selbst per Maschine zapfen kann. Ich entschied mich aber für einen frisch gezapften Cider von der Theke – und dementsprechend heiter ging es auf meinen gebuchten Sitzplatz.

Im Ground Nr. 58/92 empfing der FC Everton heute Crystal Palace, dessen Fans den Gästeblock gut füllten und stimmungsvoll auftraten. Ganz klassisch gab es auch den Song „This is a Library“, was ich bis zur 75. Minute – als der Gast führte – unterschreiben würde.

Doch in der 76. Minute gab es einen gerechtfertigten Elfmeter, den Ndiaye sicher verwandelte. Das Stadion war nun voll da, und der Gastgeber drückte weiter. J. Grealish war es schließlich, der angeschossen wurde und dadurch in der dritten Minute der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer erzielte. Die Toffees blieben somit im eigenen Stadion weiter ungeschlagen.

Für mich endete der nun wirklich letzte Tourabend damit, dass ich meinen Verein noch im Pub verfolgte und die dritte Nacht in Folge an einem Flughafen verbrachte.(fj)

Portadown FC – Glenavon FC – 3:1

Portadown FC – Glenavon FC – 3:1

“UND BELFAST WAR VOLL SCHMERZLICHKEIT, DER ABSCHIED TAT NICHT WEH”

04.10.2025
NIFL Premiership
Shamrock Park
Zuschauer: 2.322

PORTADOWN – Am Tag der Deutschen Einheit machte ich mich von Lübeck über Stansted auf den Weg nach Dublin. Nachdem der erste Flug pünktlich war, verzögerte sich der Abflug nach Dublin. Auf der Insel tobte ein starker Wind, sodass die Landung zunächst nicht durchgeführt werden konnte. Nachdem die Maschine ein paar Runden gedreht hatte, setzte Rainer bekanntlich hart auf der Landebahn auf.

Der erste Bus von Dublin nach Belfast wurde verpasst, sodass ich ein neues Ticket buchen musste. Auf dem Weg nach Belfast checkte ich noch einmal den Social-Media-Account von Cliftonville – und wenig später lief es mir eiskalt den Rücken hinunter: GAME OFF.
Absage wegen gesundheitlichen Risikos durch den Sturm. Bereits letztes Jahr wurde versucht, diesen Ground zu kreuzen. Jedoch verstarb am Spieltag ein Spieler der Mannschaft, wodurch das Spiel logischerweise abgesagt wurde.

Also musste eine Alternative her.
Im Windsor Park sollte Linfield spielen, und zunächst wurde bekannt gegeben, dass das Spiel stattfindet. Wenig später war auch diese Nachricht wieder hinfällig – sowohl dieses als auch alle anderen Spiele wurden abgesagt. Somit führte mich der Weg in den Wetherspoon, wo Freunde an mich gedacht hatten, sich solidarisch zeigten und mir Cider spendierten.

Nach dem Frustsaufen ging es weiter zum Belfast International Airport. Am nächsten Morgen sollte es zurück nach Stansted gehen, um dann Portsmouth zu kreuzen.

Am Gate wurde der Boardingpass kontrolliert – doch wenige Sekunden später wurde der Prozess abgebrochen: Das Flugzeug stand nicht bereit. Verspätung um 1,5 Stunden. Es hätte einen neuen Zug gebraucht, um das Spiel noch zu erreichen, doch die Verspätung zog sich immer weiter. Erst stand auf der Anzeigetafel 13:00 Uhr statt 06:55 Uhr, später 16:30 Uhr und schließlich 17:30 Uhr.
Somit ging auch bei Portsmouth der zweite Anlauf in die Hose, nachdem ich 2023 bereits durch Krankheit gescheitert war.

Da hatte ich genug.
Schnell in die Futbology-App geschaut – und siehe da: Mit dem Kick Portadown FC – Glenavon FC wurde sogar ein Derby gefunden. Ich rief jemanden vom Verein an, um sicherzugehen, dass das Spiel wirklich zu 100 % stattfindet. Als dies bestätigt wurde, startete ich eine neue Tour. Boardingpass zerrissen – und im Bus nach Belfast fragte ich einen Kollegen spontan nach einem Ticket für den Sonntag-Kick Everton – Crystal Palace. Wenig später konnte ich eine Karte erwerben und buchte anschließend einen Flug nach Liverpool sowie einen neuen Rückflug nach Hamburg.

Das neue Tourprogramm stand, und pünktlich kam ich mit dem Bus aus Belfast in Portadown an. Nach 16 Stunden am Airport wurde es höchste Zeit, etwas zu essen – denn Snacks oder Essensgutscheine hatte Ryanair natürlich nicht angeboten. So besuchte ich ein indisches Restaurant und war mit dem Chicken mehr als zufrieden.

Nach all dem Stress spazierte ich weiter zum Stadion – und es war ein Gefühl von Glück, endlich die Flutlichtmasten zu sehen und wenig später den Ground zu betreten.
In diesem Moment war es für mich der schönste Ground der Welt – und auch wenn das übertrieben klingen mag, konnte der Shamrock Park nüchtern betrachtet absolut überzeugen. Besonders die alte Tribüne, die leider nicht mehr geöffnet ist, lässt die Herzen jedes Fußball-Nostalgikers höherschlagen.

Es folgte ein Besuch im Fanshop. Die Artikel gefielen mir gut, besonders das Gründungsjahr 1887, das mir sofort ins Auge fiel. Diese schöne Zahl entdeckte ich auch auf einer Mütze – und als ich nach dem Preis fragte, wurde mir die Mütze kostenlos angeboten, da der Bommel fehlte: DEAL!

Das Stadion war zwar nicht ausverkauft, aber gut besucht. Im Gästeblock fiel mir eine Erzgebirge Aue-Fahne auf. Die Fans von Glenavon und Aue pflegen ein freundschaftliches Verhältnis – Grund dafür ist ein nie ausgetragenes Europapokalspiel der beiden Vereine, das wegen des Kalten Krieges abgesagt wurde. Nachgeholt wurde die Partie schließlich im Juli 2025 im Mourneview Park – über 1000 Fans aus dem Erzgebirge reisten damals an.

Heute aber war Derbyzeit, und im Gästeblock wurde blauer Rauch gezündet, der durch den Wind allerdings stark verwehte und kein besonders schönes Bild ergab. Im Heimblock wurde immer wieder eine Fahnen geschwenkt und Gesänge angestimmt. Dank der Fans konnte überhaupt angepfiffen werden – sie hatten zuvor mehrere Sturmschäden am Stadion beseitigt.

Zur Pause stand es 0:1 für die Gäste, und ich stattete dem Club 91 (Social Club) einen Besuch ab. Dort bestellte ich mir einen frisch gezapften Apple Cider. Schade, dass man alkoholische Getränke nach wie vor nicht auf der Tribüne trinken darf.

In der zweiten Halbzeit machte ich noch ein paar Fotos und setzte mich dann auf einen freien Platz. Plötzlich hörte ich hinter mir Deutsch. Ein kurzer Blick – und schon wurde sich klassisch norddeutsch mit einem „Moin“ begrüßt. Es entstand ein nettes Gespräch, und gemeinsam sahen wir, wie Portadown das Spiel zu einem 3:1-Derbysieg drehte.

Der Ground war damit eingetütet. Zu meinem Glück wurde ich von den beiden deutschen Groundhoppern nach dem Spiel mit ihrem bestellten Taxi mitgenommen.

Der Tag endete am Flughafen von Dublin – mit einer weiteren Airport-Nacht und der Hoffnung, dass der Rest der Tour nun endlich glatt laufen würde. (fj)

FK Partizani Tirana – KF Tirana – 0:3

FK Partizani Tirana – KF Tirana – 0:3

“KF – DIE NUMMER EINS DER STADT”

03.10.2025
Kategoria Superiore
Air Albania Stadium
Zuschauer: 4.500

TIRANA – Feiertag in Deutschland heißt, eine Tour zu fahren/fliegen, wie sonst eigentlich auch fast jedes Wochenende. Problem: Flugpreise sind oft einfach zu hoch, da viele Leute diese Tage nutzen, um endlich auch mal aus den eigenen vier Wänden zu kommen. Zu meinem Geburtstag im Juli hat meine Lieblings-Airline mir einen 20€ Gutschein geschenkt. Gerne wieder, war hoffentlich nicht das letzte Mal. Einziges Manko, innerhalb von zwei Wochen musste man das Präsent nutzen. Aber welcher Groundhopper kann sowas nicht besonders gut. Skyscanner half mir also eine Tour zu finden, die unter dem Aspekt “kein Urlaub” und möglichst gutes Programm passte. Skopje als Ziel kann man eigentlich immer nehmen und natürlich fehlt das Land noch in der Statistik des laufenden Jahres. Das Tirana Derby kam erst später in meine Verlosung, die Mietwagenfirma bot den Grenzübertritt für 35€ an und das Ding war somit in festen Händen. Die Terminierung am Freitagabend schmeckte mir natürlich besonders gut.

Somit ging es am Freitagmorgen mit etwas Verspätung los in die Mazedonische Hauptstadt. Schnell noch einen anderen Hopper aus Mazedonien am Flughafen eingesammelt und ab dafür. Von Skopje nach Tirana sind es ungefähr 4:15h über ein kleines Stück Autobahn und viele wunderschöne Landstraßen. Die Berge, die unseren Weg heute kreuzten, glänzten mit weißem Schnee und das Auto zeigte plötzlich nur noch 2 Grad Celsius an. Spätsommer erwartet und den Winter bekommen. Ganze 15 Minuten Wartezeit an der mazedonischen-albanischen Grenze. Die letzten Meter abgespult, um nach Tirana zu kommen. In diesem Jahr allerdings mit weniger Schweißperlen auf der Stirn, der Verkehr in Tirana ist einfach nur unterirdisch. Immerhin war es dieses Mal nicht mein eigenes Auto, welches diese Straßen meistern musste. Ich rate allen Leuten davon ab, die sich selbst als nervösen Autofahrer sehen, nach Tirana zu fahren. Übe erstmal in Belgrad, dort ist es im Vergleich zu der albanischen Metropole mega entspannt.

Die Tickets auf der Gegengerade kosteten umgerechnet 10€ und waren eine Woche vor dem Kick online erhältlich. Mit uns auf der Tribüne saßen eine Menge Gästefans. Der heutige Heimverein Partizani ist einfach eine Nummer zu klein. So mischte sich das Volk mit Heim und Gästefans. Nach rund einer halben Stunde führten die Gäste mit 0:2. Die Emotionen kochten kurzzeitig hoch, die nicht behelmten Polizisten (sieht man ja eher selten) gingen dazwischen und trennten beide Lager. Im Kellerderby des kalten Oktobertages zeigten Ultras Guerrils von Partizani zwei Choreos. Vor dem Spiel gab es eine aus dem Oberrang kommende Blockfahne zu sehen, beim Ausbreiten tat man sich erst schwer, brachte am Ende aber immerhin doch ein solides Bild vor die Kamera. Im Gästeblock zeigte sich das Gründungsjahr der “Tirona Fanatics” mit Hilfe von Ponchos. Es dauerte maximal 10 Sekunden und die Zuschauer konnten erkennen, welche Botschaft sich dahinter versteckt. Gute Umsetzung, schlicht, einfach und trotzdem effektiv! Zur zweiten Halbzeit gab es mit leichter Verzögerung nach Anpfiff eine weitere Choreo zu sehen. Die Ecken an der rechten Flanke waren leider zu kurz beziehungsweise unterschiedlich lang, eine weitere Blockfahne mit einer Hand an einem Stacheldrahtzaun rundete die roten und gelben Folien ab.

Die Akteure auf der Heimseite blieben im Spiel eher blass, im Gästeblock wurde die Stimmung immer besser als schlechter. Die Nummer Eins der Stadt wurde wieder einmal klar ermittelt. Oftmals wurden Fackeln angerissen, die große Pyroshow blieb allerdings aus, im Heimblock gab es keinerlei pyrotechnische Gegenstände zu sehen. Es war ein souveräner Auftritt rund um die Tirona Fanatics. Nach dem Spiel war noch eine Hürde zu meistern, die Unterkunft im Stadtzentrum zu finden und erfolgreich einzuchecken. Immer wieder in dieser Stadt dasselbe Spiel, enge Straßen und viele Leute. Nach ein paar Anläufen hat es am Ende geklappt und ich fiel zufrieden ins heilige Bett. Der Balkan macht einfach Spaß! (tp)

Stadion am Fliesenwerk

Guten Morgen und Tach auch aus MV! Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (67) am „Tag der Deutschen Einheit“ kommt natürlich aus Ostdeutschland. Direkt an der Elbe, nur einen Steinwurf von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt, befindet sich das „Stadion am Fliesenwerk“ von der SG Aufbau Boizenburg. Dass der Spielort des heutigen Landesklassisten am Fliesenwerk liegt, ist kein Zufall. Denn das Werk war zu DDR-Zeiten Träger und Namensgeber der Fußballmannschaft. Als BSG Keramik Boizenburg reicht die Historie sogar bis in die zweitklassige DDR-Liga zurück.

Heute gehört die Fliesenstadt Boizenburg zur „Metropolregion Hamburg“, die sich übrigens etwas euphorisch bis Schwerin erstreckt. Eines ist aber nach der Wiedervereinigung geblieben – und das ist eben jenes „Stadion am Fliesenwerk“. Der Wandel ist an dem kleinen Stadion vorbeigezogen. Von den vergilbten Spitzengardinen im Vereinsheim bis zum muskulösen Sprecherturm, sieht hier alles so aus wie auf den Fotos im Funktionsgebäude, auf denen Falko Götz & co bei einem Junioren-Länderspiel Anfang der 80er-Jahre am „Weg der Jugend“ dem Ball hinterherjagen.

Irgendwann wird auch der Wandel in Boizenburg ankommen. Darum: Zieht euch das Fliesenwerk in Boizenburg rein und alle anderen Zeitzeugnisse, vor allem in Ostdeutschland. Heute ist ein guter Zeitpunkt um damit anzufangen – am „Tag der Deutschen Einheit“. Wir wünschen euch ein schönes, verlängertes Wochenende!


01.05.2025
Stadion am Fliesenwerk,
Boizenburg

KRC Mechelen – KSK Heist – 1:3

“WO EIN WILLE IST, IST EIN WEG”

27.09.2025
Tweede Klasse Amateurs VV B
Oscar Vankesbeeck Stadion
Zuschauer: 932

MECHELEN – Die serbischen Fleischplatten waren kaum verdaut, da rief innerlich schon das nächste Lieblingsland: Belgien. Schnell die Arbeitswoche hinter sich gebracht und am Freitagabend über die A1 von Schwechheim nach Lohne, um einen weiteren Schritt Richtung Komplettierung der Regionalliga Nord zu machen. Am Samstag sollte vor Mechelen noch Waregem fallen, allerdings legte “Essevee” bei der Ticketbeschaffung reichlich Steine in den Weg und ich verzichtete dankend. Stattdessen fuhr ich “etwas” weiter westlich nach Dünkirchen, wo ich im runderneuerten “Stade Marcel Tribut” satte acht Tore sah. Es lief schon fast wieder zu gut.

Doch zu früh gefreut: auf dem Weg nach Mechelen brannte vorne links die Glühlampe durch. Ich fuhr erst einmal weiter nach Flandern und hielt letztlich an der Tankstelle direkt gegenüber vom Oscar Vankesbeeck Stadion. Dort kaufte ich mir ein Ersatzleuchtmittel und hatte dabei schon den Automechaniker meines Vertrauens im Ohr: “Das Wechseln ist beim Micra immer super nervig.” In der Tat artete das Ganze in einer Fummelei sondergleichen aus. Doch getreu dem Motto des KRC “WAAR EEN WIL IS, IS EEN WEG” schaffte ich nach über einer halben Stunde den Austausch.

Leider schmolz damit auch der Puffer für die Frituur weg. Statt einer gemütlichen Fressorgie bestellte ich Friet, Mexicano und Kipcorn zum Mitnehmen und wollte am Auto in der Nähe des Stadions essen. Allerdings brauchte die Fettschmiede plötzlich sehr lange für die Zubereitung und erst nach einer gefühlten Ewigkeit hielt ich eine große Tüte Frittiertes in der Hand. Schnell zurück zum Ground, wo ich etwa die Hälfte in mich reinstopfte. Leben am Limit.

Noch schnell die Reste Saus Andalous aus den Mundwinkeln gewischt, dann konnte es rüber gehen. Wo soll man bei diesem Stadion anfangen? Die Stehstufen ringsrum mit den abgestützten Wellenbrechern wie aus längst vergangenen Zeiten? Die massive Haupttribüne? Die verwilderten Bereiche auf der Gegengerade? Eine echte Perle und sicher bei vielen Hoppern weit oben auf der Liste. Der Abriss wurde schon diskutiert, zieht sich aber hoffentlich noch lange hin.

So spektakulär das alles ist, so nüchtern sieht die sportliche Realität bei Racing aus. Die Gastgeber finden sich inzwischen in der 4. Liga wieder und empfingen im “Regioderby” KSK Heist. Die Gäste hatten einen kleinen Mob mitgebracht, der mit Rauchtöpfen zu Beginn seine eigene Party startete. Zaghafte Gesänge von Heist wurden aber aus der Ecke der Haupttribüne jedes Mal britisch mit “Your support is shit” quittiert. Allgemein wirkte das Fanumfeld wie teilweise auch anderswo in Belgien/Niederlande casual.

Auf dem Platz erzielten die Gäste mit der ersten Chance das 0:1. Zwar glichen die Grün-Weißen zehn Minuten später aus, mussten sich am Ende aber geschlagen geben. Im Anschluss zog ich mir nach diesem langen Tag in der Unterkunft noch den Rest (kalter) Fritten rein. Schmeckt nicht, gibt’s nicht. Oder: Wo ein Wille ist, ist ein Weg! (hr)

Como 1907 – US Cremonese – 1:1

Como 1907 – US Cremonese – 1:1

„UNWETTER, ÜBERSCHWEMMUNGEN, UNENTSCHIEDEN“

27.09.2025
Serie A
Stadio Giuseppe Sinigaglia
Zuschauer: 10.534

COMO – Zu Weihnachten schenkten meine Schwiegereltern meiner Frau und mir einen Wochenendtrip nach Italien. Rund sieben Monate später fanden wir ein passendes Wochenende und buchten Flüge für den Zeitraum vom 26. bis 28. September. Abflug war vom Flughafen Schwechheim nach Mailand und zurück. Als die italienische Fußballliga Anfang September das Spiel von Como auf Samstag um 15 Uhr terminierte, war die Vorfreude groß. Como fehlt mir nämlich noch in meinem digitalen Informer. Der Ticketkauf wirkte zunächst kompliziert, da man für den Vorverkauf angeblich eine Revolut-Karte besitzen muss. Ich wollte mich damit aber nicht weiter aufhalten und gab einfach meine Visa-Karte ein. Dreißig Sekunden später lagen vier Tickets im Posteingang. Also, keine Sorge beim Ticketkauf für Como. Revolut ist kein Muss, sondern nur Fassade.

Ein paar Tage vor unserer Abreise erreichte uns eine schlechte Nachricht. Die gesamte Region rund um Como wurde von einem schweren Unwetter getroffen, manche Dörfer waren kaum wiederzuerkennen. Auch der Comer See war betroffen. An manchen Stellen war das Wasser nicht mehr türkisblau, sondern braun gefärbt, übersät mit Ästen und Baumstämmen.Trotz dieser schwierigen Bedingungen wurde das Spiel im Stadion Giuseppe Sinigaglia nicht abgesagt. Am Samstagmorgen fuhren wir mit dem Zug der Linie Trenord für fünf Euro und zwanzig Cent von Mailand nach Como. Es regnete nicht, das Regenradar sagte nur leichten Nieselregen voraus. Die Stimmung war gut.

Etwa 45 Minuten später änderte sich das Wetter schlagartig. Wir fuhren mit der Bergbahn nach oben und plötzlich begann es in Strömen zu regnen. Drei Stunden lang kämpften wir uns durch enorme Wassermassen. Die Straßen standen unter Wasser, auf den Gehwegen konnte man beinahe schwimmen. Herzlichen Glückwunsch, das konnte ja heiter werden auf den unüberdachten Plätzen. Mit Regenschirm und Poncho kamen wir am Stadion an und versuchten, den riesigen Pfützen auszuweichen, um nicht noch nasser zu werden. Unsere Schuhe waren durchnässt, und das selbst ausgedruckte Ticket hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

Zwanzig Minuten vor dem Anpfiff gingen wir zu unseren Plätzen. Und dann geschah das Unerwartete: Der Regen hörte auf. Pünktlich zum Beginn des Spiels hatte Petrus ein Einsehen mit den Fans, und die Sonne blinzelte hinter dem Berg hervor. Auf den Rängen blieb es allerdings ziemlich ruhig. Die Curva Como war nicht im Stadion, denn viele Fans halfen stattdessen den Menschen in der Region beim Wiederaufbau. Das Leben der Nachbarn ist manchmal eben wichtiger als Fußball. Die Fans aus Cremona hatten bis Donnerstagmittag noch geglaubt, dass sie zum Spiel nach Como reisen dürfen. Doch plötzlich wurden alle Eintrittskarten für Menschen aus Cremona storniert. Nur noch Anhänger des Vereins aus Cremona, die nicht direkt aus der Stadt stammen, durften zum Spiel. Davon gibt es kaum welche. Deshalb standen am Ende etwa dreizehn Personen im Gästeblock. Zu dieser absurden Situation passt das Zitat eines Redaktionskollegen: „Italia“. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Auf dem Rasen, der wohl die beste Entwässerung in ganz Italien besitzt, spielte die Mannschaft von Cesc Fàbregas in der ersten Halbzeit sehr dominant. Sie zeigten einen schönen Kurzpassfußball. Die Handschrift des Trainers, der einst unter Arsène Wenger und Pep Guardiola aktiv war, ist deutlich zu erkennen. Dieser Stil unterscheidet sich spürbar vom traditionellen italienischen Fußball. In der zweiten Halbzeit lief dann nichts mehr zusammen. Cremonese glich aus und war am Ende sogar in Überzahl. Insgesamt muss Como mit dem einen Punkt zufrieden sein, denn Cremonese hatte in der Schlussphase mehrere klare Chancen auf den Siegtreffer.

Trotzdem verließen die Zuschauerinnen und Zuschauer das Stadion bei Sonnenschein und waren zumindest einigermaßen zufrieden mit dem Spiel. Wer dieses traditionsreiche Stadion mit seinen alten Tribünen und Metallkonstruktionen in wunderschöner Lage am See noch besuchen möchte, sollte sich beeilen. An diesem Ort soll bald ein neues, modernes Stadion gebaut werden.

Ab Oktober des Jahres 2027 beginnen die Bauarbeiten, und im Jahr 2029 sollen dann während der Spiele sogar VIPs auf dem Dach im Pool liegen können. Die schöne neue Welt wird also bald auch in Como ankommen. (mb)

Kembali FC – Black Pink FC – 3:2

Kembali FC – Black Pink FC – 3:2

„WENN ES LÄUFT, DANN LÄUFTS“

26.09.2025
Testspiel
Lapangan Karya Manunggal Sidakarya
Zuschauer: 25

DENPASAR – Der Tag beginnt oft so entspannt und wenige Stunden später ist der Ground samt Länderpunkt in Gefahr!

Schon vor gut einem Jahr buchten wir uns Gabelflüge mit einem zweitägigen Stopover in Doha. Hamburg – Doha – Singapur sowie Kuala Lumpur – Doha – Hamburg ergatterten wir für 680 EUR inkl. Aufgabegepäck. Die Kurzstreckenflüge innerhalb Asiens lassen sich wenige Tage vor der geplanten Reise für 40-90 EUR buchen. Einen guten Anbieter stellt hier AIRASIA dar. Unseren zweitägigen Aufenthalt in Katar haben wir bereits hinter uns gebracht. Trotz 48° Grad im Schatten trifft es die Wortwahl aber nicht so ganz. Uns hat Katar gut gefallen. Die Menschen waren sehr höflich und es hat alles unproblematisch funktioniert. Von der Mietwagenübergabe bis hin zu zwei besuchten Spielen, einer Festungsbesichtigung in der Wüste, dem Souq Waqif, dem islamischen Museum für Kunst und der Mall Villagio, die eher einem Vergnügungspark gleicht, waren wir mit dem Start der Reise äußert zufrieden. Auch Qatar Airways lieferte ab und gilt nicht umsonst als Lieblingsairline vieler Groundhopper und Vielflieger. Singapur hingegen hat es uns nicht so sehr angetan. Innerhalb des 24 stündigen Aufenthalts konnten wir trotzdem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf unserer Bucket List abhacken, dem weltweit größten Casino einen Besuch abstatten und gekickt wurde abends auch noch. Zwar nicht in dem schönen Jurong East Stadium, dafür aber im modernen Our Tampines Hub Stadium. Zuletzt genanntes liegt sogesehen im Inneren eines Einkaufzentrums. Auch das kann als abgehakt gezählt werden, habe ich bisher nur auf einem Einkaufszentrum in Belgrad ein Spiel verfolgen dürfen. Wem die Anreise zu weit erscheint, sei der Metro Fussballhimmel in Berlin ans Herz gelegt.

Nun aber zum eigentlichen Ort des Geschehens: Indonesien! Oder sollte ich lieber von Bali sprechen? In Indonesien leben 283 Millionen Menschen von denen ungefährt 250 Millionen (88%) Muslime sind. Auf einer der 17.000 Inseln – Bali – sieht das Ganze etwas anders aus. Hier leben knapp 4,5 Millionen Menschen von denen sich über 90% zum Hinduismus bekennen. Entsprechend anders ist auch die kulturelle und soziale Ausrichtung der Bewohner. Eins steht aber fest: Das Gerücht, dass in Indonesien die freundlichsten Menschen der Welt leben, können wir nur bestätigen! Herzlich, dankbar, lustig und freundlich, das passt zu den Einheimischen wie die Faust aufs Auge. Die ersten Tage verbachten wir in Jimbaran und checkten den ein oder anderen Beach aus. Hier sei gesagt, wer für traumhafte Strände kommt ist auf Bali falsch. Natürlich gibt es ein paar tolle Spots mit ordentlich Wellengang für Surfbegeisterte, wer aber chillen oder schnorcheln möchte, ist in Kroatien, Zypern oder Spanien deutlich besser aufgehoben. Wenn’s mal weiter weg gehen soll, sind auch die meisten Länder in der Karibik besser geeignet. Wer hingegen für hinduistische Tempel, frei laufende Tiere, Reisfelder, Wasserfälle und Urwälder kommt, ist hier goldrichtig! Tempelanlagen, Reisfelder und Wasserfälle findet man beispielsweise rund um Ubud. Wir suchten uns eine Unterkunft zehn Kilometer vom Zentrum entfernt, dort ist es ruhiger und nicht so touristisch. Nach vier Tagen im südlich gelegenen Jimbaran war es für uns an der Zeit ins zentrale Ubud zu wechseln. An dem Tag stand zudem in Denpasar Fussball auf dem Programm.

Denpasar liegt ungefähr mittig zwischen Ubud und Jimbaran. Wir mussten einmal bis zur neuen Unterkunft durchfahren und unser Gepäck abgeben, ehe es wieder zurück nach Denpasar gehen sollte. Erst zeigte Google Maps 1 Stunde 50 Minuten an, dann waren es 2 Stunden und 10 Minuten. Am Ende saßen wir etwas mehr als drei Stunden im gebuchten Grab, um die
48 Kilometer zurückzulegen. Kaum war das Gepäck ins Zimmer geworfen, ging es per Gojek wieder los in die entgegengesetzte Richtung. Es lohnt sich Grab und Gojek zu vergleichen, da einer der zwei Anbieter oft 30-50% preiswerter als der Andere ist. Nach langen zwei Stunden kamen wir im schönen kleinen Stadion an. Auch hier wurde uns ein Zeitzuschlag von 100% geboten. Aus einer Stunde laut Google Maps wurden real 120 Minuten. Währenddessen flatterte dann noch die Nachricht rein, dass der 1. Liga Spieltag samt Bali United ohne nennenswerten Grund in den Dezember verlegt wurde. Wenn’s läuft, dann läuft’s!

Kaum vom Gojekfahrer verabschiedet war klar, dass der Ball bereits rollt. Dabei hat uns mein Kontakt doch gesagt, dass frühstens zwanzig – dreißig Minuten nach eigentlicher Ansetzung mit einem Anpfiff gerechnet werden kann. Die Spieler stecken meist selbst im chaotischen Verkehr fest. Nach kurzem Abklopfen des Spielstands bei einem jugendlichen Zuschauer dann die Erleichterung: „Gerade erst angefangen“ lautete die übersetzte Nachricht auf meinem Smartphone. Da der nette Teenanger kein Englisch sprach, haben wir uns eben über Google Translate verständigt. Sofort aktivierte ich die Stoppuhr auf meinem Handy und die Spannung stieg erneut an. Um den Spannungsbogen nicht erneut bis an gesundheitsgefährdene Grenzen zu treiben: Dreimal dreißig Minuten wurden gespielt, verpasst haben wir nur ein paar Minuten. Für mich persönlich unter diesen unglücklichen Umständen okay und ausreichend. Während ich im Kopf durchspielte, ob der Ground samt Länderpunkt für mich so gezählt werden kann, ging mir durch den Kopf, dass ich im Nachbarland Tschechien mal dreizehn Halbe während eines Spiels getrunken habe. Mindestens die Hälfte davon allerdings im Vereinsheim ohne dem Spiel auch nur einen Blick zu würdigen. Damals habe ich den Ground nie in Frage gestellt, daher habe ich für mich entschieden, dass das auch hier passen sollte.

Zu der Ansetzung bin ich übrigens über oben genannten Kontakt gekommen. Unterhalb der ersten, zweiten und dritten Liga ist es gar nicht so einfach, an Spielpläne zu kommen. Vorallem nicht, wenn die Liga nicht läuft und es im Amateurbereich nur Testspiele gibt. Meine Vorgehensweise sieht dann meist wie folgt aus:

  1. Sämtliche FB Seiten von mittelgroßen und kleinen Vereinen verfolgen und Leute anschreiben, welche häufig etwas kommentieren.
  2. Paralell wird der Verband angeschrieben und die lokale Sportzeitung kontaktiert.
  3. Vor Ort frage ich mich noch bei Locals durch. Meist wissen Taxifahrer, Rezeptionisten und Kioskbetreiber etwas.
    In diesem Fall hat Vorgehensweise EINS sich als erfolgreich erwiesen und ich tauschte mich fast täglich mit „Harry Bali Football“ aus. Er selbst schaffte es am vergangen Freitag leider nicht zum Spiel, sodass ich indirekt noch einen Auftrag erhielt. Ich musste für Harry prüfen, ob Linien im Karya Manunggal vorhanden waren. Nach knapp 90 Minuten und fünf mehr oder weniger attraktiven Buden fiel meine Antwort mit NEIN leider negativ für Harry aus. Ich habe einen Ground mehr und Harry muss bis nächste Woche Freitag eine Kreidemaschine besorgen, um mit seiner neu gegründeten Mannschaft selbst ein Testspiel austragen zu können. Diese Geschichten schreibt nur der Amateurfussball, der uns Menschen weltweit verbindet. (hd)

Ipswich Town – Portsmouth FC – 2:1

Ipswich Town – Portsmouth FC – 2:1

“BEI DEN TRACTOR BOYS FÄLLT NUMMER 57/92”

27.09.2025
Championship
Portman Road Stadium
Zuschauer: 29.141

IPSWICH – Nach einer circa einstündigen Fahrt vom Stansted Airport kam ich schließlich in Ipswich an, und der Weg führte mich durch das Stadtzentrum, wo tatsächlich nahezu jeder ein Ipswich-Trikot trug, weiter zum Wetherspoon. In dieser geliebten Kette ist vor drei Wochen die Idee entstanden, gleich die nächste Tour nach England zu buchen. Irgendwie muss die 92 ja voll werden.


Und da ich vor drei Wochen noch über die Portman Road geflogen war, war das ein eindeutiges Zeichen, die Nummer 57/92 einzufangen.


Nach einem Cider ging es auch schon zum altehrwürdigen Stadion, und natürlich musste ein Besuch im Fanshop folgen. Nachdem mir das Meiste zu teuer war, fielen mir auf einmal die Socken ins Auge. Gut sahen diese aus, und noch besser: drei Paare zum Preis von 10 Pfund – Deal!


Schon wenig später war ich dann auf der Tribüne dieses wunderbaren Stadions. Zufällig landete ich im „Safety-Standing“-Bereich. Wenig später kamen ein paar junge Personen hinzu, die sich selbst als Ultras definierten und ein paar Fahnen dabei hatten. Vorher habe ich die „Tractor Boys“ nur auswärts gesehen. Damals waren mir die Fans noch nicht in dieser Form aufgefallen.
Die Gästefans aus Portsmouth waren mir schon vertrauter. Zwar werde ich den Fratton Park erst in Kürze kreuzen, allerdings habe ich Portsmouth bereits dieses Jahr in Norwich gesehen und bin mit dem trinkfesten Auswärtsmob damals im selben Zug nach London gewesen. Im Gegensatz zum Spiel in Norwich glich der Gästeblock heute eher einer Bücherei. Vielleicht lag es auch daran, dass Portsmouth nach neun Minuten 1:0 hinten lag. Zur Halbzeit stand es dann bereits 2:0. Im Gästeblock war Totenstille.
Die zweite Halbzeit war noch langweiliger als die erste. Das Tor von Portsmouth fiel in der Nachspielzeit – zu spät, um noch mal Spannung zu erzeugen. Am Ende konnte Ipswich das Spiel mit 2:1 gewinnen.
Für mich ging es anschließend weiter: in den Straßen von Ipswich und in den Pubs. (fj)

KTSV Preußen U19 – SC Niederkrüchten U19 (1:4)

Hereinspaziert in die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (66). Unser Weg führt diesmal tief in den Westen: In Krefeld steht die „Hubert-Houben-Kampfbahn“, Heimat des KTSV Preußen und in diesem Jahr genau 100 Jahre alt geworden, was man vor allem an dem Backsteingebäude und der Tribüne sehen kann.

Die Kampfbahn fliegt etwas unter dem Radar, dabei ist sie baulich ein historisches Zeugnis aus der Zeit der ersten Republik in Deutschland. Weitgehend unbekannt ist auch die Person, nach der die Kampfbahn benannt ist.

Über Hubert Houben gibt es nicht mal eine Debatte darüber, dass er ab 1931 NS-Mitglied war. Dabei ist seine Geschichte durchaus tragisch. 1924 war der Kurzstreckensprinter über „100 Yards“ der schnellste Mann der Welt – durfte aufgrund der Repressionen gegenüber Deutschland, die es nach dem Ersten Weltkrieg gab, aber nicht bei Olympia 1924 in Paris starten. Im sanierten Vereinsheim hat man die Geschichte von Hubert Houben visuell aufgearbeitet, dort hängen viele Schnappschüsse aus den 1920er-Jahren, auf denen er als KTSV-Mitglied das Trikot der Preußen trug.

Weitere Sanierungen sollen folgen und den Platz so wie die Tribüne betreffen. Wenn die Neugestaltung der Anlage aber so liebevoll erfolgt, wie sie im Vereinsheim geschehen ist, muss man sich über die HHK keine Sorgen machen.


Hubert-Houben-Kampfbahn, Krefeld
KTSV Preußen U19 – SC Niederkrüchten U19 (1:4)
14.09.2025

GFK Sloboda – FK Metalac – 1:1

GFK Sloboda – FK Metalac – 1:1

“WIR SIND DAS GELBE VOM EI!”

21.09.2025
Srpska Liga Zapad
Stadion Radomir Antić
Zuschauer: 500

UŽICE – Die Eindrücke vom Ewigen Derby waren noch gar nicht so richtig verarbeitet, da rief am Sonntagmorgen schon wieder König Fußball. Um 11.00 Uhr kickte der FK Hajduk Beograd, doch vorher deckten wir uns in einer Pekara ein. Der Burek dürfte der Fettigste sein, den ich je gegessen habe. Dazu ein riesiger Krofne (Berliner bzw. Pfannkuchen bzw. Krapfen bzw. Kreppel, sucht es euch aus) und mein Frühstück war perfekt.

Das Stadion Hajduka na Lionu betraten wir durch eine Gittertür an der Seite. Eingeengt im Wohngebiet fallen neben der kleinen Tribüne Marke Gerüstbau vor allem die rot-weiß bemalten Betonstufen und die Rückwand gegenüber auf. Die “weißen Tauben” gewannen 3:2 gegen den FK Železnik, die wiederum auch in einem top Hobel spielen. In und um Belgrad gibt es einige Groundperlen und das Durchforsten der Spielpläne auf Seiten wie “Srbijasport” lohnt sich allemal.

Nach dem Spiel machten wir noch einen Abstecher auf die Belgrader Festung. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Donau, die Save und das Zentrum. Auch die Festung selbst ist das Knipsen wert. Von dort fuhren wir mit dem Mietwagen Richtung Süden nach Užice, wo GFK Sloboda am Abend FK Metalac empfing.

Selbstverständlich durfte auch hier die Fleischplatte nicht fehlen. Ich suche eigentlich immer nach einer “Mesara” (Fleischerei) mit “Roštilj”, sprich Grill und wir wurden mit der “Mesara Vulović” auch schnell fündig. Zielsicher orderten wir Ćevapi, Pljeskavica und Kobasice (hier mit Käse gefüllt) zu sehr zivilen Preisen. Dazu noch frisches Brot. Was will man mehr! Ach ja, Fußball.

Wir rollten anschließend kugelrund zum Stadion rüber und uns sprang direkt der knallgelbe Mannschaftsbus der Gäste ins Auge. Dieser wurde in Deutschland ausgemustert, wo er für ein Busunternehmen in der “Königsklasse” mit dem Serviceversprechen “Wir sind das Gelbe vom Ei” fuhr.

Sportlich geht es allerdings inzwischen sowohl beim FK Metalac als auch bei den Gastgebern nicht so euphorisch zu. Beide ehemaligen Erstligisten kicken in der 3. Liga und die Partie unter Flutlicht lockte nur etwa 500 Zuschauer an. Schade, denn der 10.000er mit seinen ausladenden Stehkurven in Vereinsfarben und der Lage am Hang kann richtig was und ist in der Tat das Gelbe vom Ei in der Srpska Liga Zapad.

Doch auch in der Super Liga würden hier wahrscheinlich nicht viel mehr kommen, denn der serbische Fußball hat bis auf wenige Ausnahmen seit Jahren eine Zuschauerkrise. Dennoch flog die Reisegruppe am nächsten Morgen hochzufrieden zurück nach Schwechheim und peilt schon die nächsten Serbien-Tour an. (hr)

FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

“PYRO, PYRO, PYRO – D(ES)ANKE BEOGRAD”

20.09.2025
Super liga Srbije
Stadion Partizana
Zuschauer: 26.254

BEOGRAD – Das ewige Derby in Belgrad lockte im Juli zwei Redakteure und einen Praktikanten an die mobilen Endgeräte. Nach kurzer Beratung buchten wir die Verbindung in die serbische Hauptstadt in der Hoffnung, dass das 177. Aufeinandertreffen auf einen Samstag oder Samstag gelegt wird.

Am 13. September kam dann die frohe Kunde: Samstag, 19 Uhr! Besser geht es nicht. Somit fuhren wir am Freitagabend zum Schwechheim International Airport und hoben mit 90-minütiger Verspätung Richtung Aerodrom Nikola Tesla ab. Kurz vor Mitternacht kamen wir an, rannten zu Sixt und fuhren mit dem Mietwagen zum AirBnB mit dem sensationellen Namen „Charlie & Blueberries“ in der Straße Desanke Maksimović.

Gut erholt starteten wir in den Derby-Tag, doch leider gab es in den ersten zwei Stunden schon zwei Hiobsbotschaften: Unser erstes Spiel wurde kurzfristig ans andere Ende der Stadt verlegt und der Mietwagen kassierte nach wenigen Minuten Fahrt einen Steinschlag. Das Leben in Belgrad ist wohl doch kein Zuckerschlecken. Es fand sich aber mit einem Kick im Sportski Centar Rakovica eine Alternative und das Stadion u Gornjoj Varoši in Zemun als Vorspiel zum Večiti Derbi schon eine top Bude. Der Magen wurde natürlich auch mit zwei 740-Gramm-Fleischplatten ordentlich gefüllt.

Aus Zemun fuhren wir schnurstracks zum Stadion Partizana und stellten das Auto sensationell in unmittelbarer Nähe ab. Die Polizisten ließen uns jedoch nicht den direkten Weg von wenigen Metern gehen, sondern schickten uns einmal außen herum. Der Weg war nicht nur steinig und schwer, sondern führte auch vorbei am Gästeeingang. Unversehrt kamen wir aber an unserem Eingang an und mussten alle Münzen abgeben. Wer sich die AGB nicht durchliest, verliert hier mal locker flockig 10 Euro. Weitere Kontrollen gab es nicht. Wenn wir hier mit einem Sprengstoffgürtel reingegangen wären, wäre es egal gewesen.

Reichlich entzündbares Material hatten beide Fanlager mitgebracht. Die “Grobari” sorgten bei ihrem ersten Derby-Heimauftritt seit 2023 durch schwarze und goldene Rauchtöpfe für eine Spielunterbrechung kurz nach Anpfiff. Im Gästeblock brauchte “Delije” etwas Anlaufzeit, fing dann aber an völlig zu eskalieren. Beide Seiten zündeten, was das Zeug hielt. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Totengräber sengten zwischendurch ihre große Zaunfahne an. Es blieb aber bei ein wenig Stoffverlust. Traditionell flogen auch viele Rauchtöpfe und Fackeln in den Innenraum, garniert von Böllern.

Neben den ganzen schönen Lichtern gab es natürlich auch mehrere Spruchbänder und Botschaften. Die Grobari untermalten ihr Intro aus schwarz-weißen Fahnen mit der Aufforderung an die Mannschaft, das Herz für diese Farben auf dem Platz zu lassen. Gegenüber konzentrierte sich Delije auf das Veräppeln des Erzrivalen, wobei das entrollte Riesenbanner am Plattenbau hinter der Südkurve sicherlich am eindrucksvollsten war.

Wir waren absolut begeistert von beiden Kurven, müssen aber auf Heimseite eine kleine Kritik anmerken: Die beiden Längsseiten machten eher wenig mit und pushten die “Crno-beli” nicht so stark nach vorne. Insbesondere nach dem Anschlusstreffer in der 74. Minute hätte da mehr kommen müssen. Vor allem, weil der Gegner über die gesamte Spielzeit besser war. Vielleicht waren aber auch nur Groundhopper auf der Haupt- und Gegentribüne, man weiß es nicht. Am Ende siegte der leichte Favorit Zvezda und ist (mal wieder) Tabellenführer in der Superliga Srbije.

Unterm Strich ein absolut gelungenes “Ewiges Derby” und für den Serbien-Fan im Redaktionskreis mit bisher drei gesehenen Derbys war es das Beste. Es kommen sicherlich noch einige hinzu! Nach dem Spiel gönnten wir uns noch eine fettige Pizza und ein paar Pivo für den trockenen Hals. Am Sonntag fuhren wir Richtung Süden nach Užice. Über diesen Besuch werdet ihr morgen mehr erfahren. (mb/hr)

FSV Fortuna Pankow – SC Borsigwalde – 3:3

FSV Fortuna Pankow – SC Borsigwalde – 3:3

“ZWISCHEN TRADITIONSSPIELSTÄTTE, ABRISSBIRNE UND BAHN CHAOS“

21.09.2025
Kreisliga A Berlin
Kissingenstadion
Zuschauer: ca. 50

BERLIN – Wer mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, weiß, dass Geduld gefragt ist. Immer wieder sorgen Zugausfälle und Verspätungen für Kopfschütteln, und auch bei mir gab es auf der Hinfahrt wieder einmal eine Verspätung – diesmal knapp 75 Minuten. Das U19-Spiel in einem 5.000er-Ground war somit nicht mehr zu erreichen.

Als Alternative entschied ich mich für einen Kunstrasenplatz am Gesundbrunnen, der zumindest mit ein paar Stufen ausgestattet war. Die Spieler trudelten langsam auf das Feld, doch vom Schiedsrichter fehlte jede Spur. Nach einigen Minuten gingen die Spieler wieder vom Platz, und ich machte mich mit dem E-Bike auf zum nächsten Ground.

Geplant war nun der Nebenplatz des Kissingenstadions, da das Hauptspiel im Stadion selbst stattfinden sollte. Ursprünglich wollte ich den Nebenplatz erst nach dem Hauptspiel „kreuzen“, nun wurde er bereits vorher besucht. Zwar wurde der Anpfiff um 15 Minuten verzögert, doch auch das Spiel im Stadion begann später, sodass beide Partien über die vollen 90 Minuten verfolgt werden konnten. Das Kissingenstadion tauchte bereits 1932 auf alten Stadtplänen als Spielwiese auf und fasst laut Europlan aktuell rund 8.000 Plätze. Es dürfte zu den 15 größten Stadien in Berlin zählen, in denen heute noch Fußball gespielt wird. Besonderes Highlight: die paar Stufen, die mit Wellenbrechern ausgestattet sind und hinter die alten Hausfasarden. Grund genug, diese Spielstätte zu besuchen. Aber auch so war es ein schönes Erlebnis: Bratwurst oder Grillkäse vom Grill, belegte Brötchen und Getränke aus dem Vereinsbecher – für das leibliche Wohl ist definitiv gesorgt.

Nachdem ich über 200 Minuten auf der Anlage verbracht hatte – erst ein 4:0 auf dem Kunstrasen, dann ein 3:3 auf dem Rasen – meldete sich der Hunger zurück. Wie so oft in Berlin wurde daher ein Döner verkostet. Diesmal führte mich die Seite „Döner-Guide Berlin“ zu K’Ups Gemüsekebap am Prenzlauer Berg. Die 4 von 5 Sternen im Geschmack definitiv gerechtfertigt.
Aus Interesse schaute ich anschließend noch kurz am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark vorbei, der nicht weit vom Dönerladen entfernt liegt. Ein absolut trauriger Anblick, wenn man sieht, wie weit die Abrissarbeiten schon fortgeschritten sind. In meinen Augen ist es einfach schmerzhaft, dieses Stadion abzureißen und man kann dankbar sein für jede Traditionsspielstätte, die uns noch erhalten bleibt.

Und auf der Rückfahrt verlief mit der DB alles nach Plan? Von wegen! Wegen einer defekten Oberleitung wurde einfach mal die komplette Strecke zwischen Uelzen und Lüneburg gesperrt. Nachdem der Schaffner dringend die Empfehlung ausgesprochen hatte auszusteigen und in den Schienenersatzverkehr zu steigen, da das ja viel schneller gehen würde als mit dem ICE zurück nach Hannover zu fahren und über Nienburg- Weser nach Hamburg zu gelangen. Die Wahrheit war am Ende, dass der SEV über eine Stunde benötigte, um überhaupt nach Uelzen zu gelangen. Für nahezu den kompletten Zug wurde ein einziger Bus eingesetzt, sodass Reisende noch Stunden in Uelzen auf die Rückkehr vom SEV warten mussten. Ich bin glücklicherweise in den ersten Bus gekommen. Der Fahrer dürfte schon längst in Rente gewesen sein, braucht für einen Kilometer eine gefühlte Ewigkeit und so richtig ortskundig war er auch nicht, sodass Reisende ihm helfen mussten, den ZOB in Lüneburg zu erreichen. In Lüneburg angekommen, ging es dann natürlich nicht mehr mit einem Zug nach Hamburg, da der nächste erst gegen 04-30 Uhr abfahren würde und die Uhr erst 01:50 anzeigte. Stattdessen wurde das erste Taxi das gesichtet wurde genutzt.
Gemeinsam mit zwei anderen, die sonst in Lüneburg gestrandet wären wurde sich der Taxipreis geteilt und gegen 03:00 Uhr nachts war man dann endlich zuhause.

Mir ist völlig bewusst, dass die DB nicht wirklich viel für den Defekt einer Oberleitung was kann. Die Kommunikation und Organisation ist aber stark ausbaufähig. Nach immerhin zwei Stunden Schlaf riss mich der Wecker wieder aus dem Schlaf und es ging zur Arbeit. Danke für nichts! (fj)

FC Türk Sport Bielefeld – SuK Canlar Bielefeld – 5:0

FC Türk Sport Bielefeld – SuK Canlar Bielefeld – 5:0

“ERST KNUTSCHEN, DANN KLOPPE”

21.09.2025
Bezirksliga Westfalen
Sportplatz am Kupferhammer
Zuschauer: ca. 250

BIELEFELD – Ein echtes Highlight stand heute auf dem Programm. Ein weiterer Herbsttag zog durch das Land, am vorherigen Tag fuhr ich noch bei bestem Hamburger Sommerwetter mit dem Fahrrad zum Volksparkstadion. Am heiligen Sonntag klingelte mich der Wecker um 04:30 Uhr aus den Federn. Kollege (CvS) wartete in Münster, um den Tag gemeinsam den Amateuren dieses Landes zu widmen. Über Münster, Theesen und Bielefeld führte der Weg zum einen der wohl kuriosesten Fußballplätze der Bundesrepublik.

Der Untergrund des Spielorts ist eine Mischung aus Ascheplatz und Rasenplatz. Verrückt allemal und dementsprechend lange stand es auf meiner To-Do Liste. Die Verlegung des Spiels auf Sonntag 17:30 Uhr gefiel der heutigen Reisegruppe umso mehr. Die Begründung ergibt Sinn, der Verein hofft auf viele Zuschauer und Einnahmen durch das gute Catering mit Adana Dürüm und anderen Mahlzeiten. Zudem sorgt das Spiel zwischen den Teams für zusätzliche Brisanz, dies ist dem Gastgeber durchaus bewusst. Der Verantwortliche betont hierbei wie verrückt es ist, vor dem Spiel knutschen sich alle ab und kennen sich untereinander. Nach dem Anpfiff steht das Sportliche im Vordergrund und das Temperament könnte für ein paar Aufregungen sorgen.

Jetzt kommt der interessante Teil: Unser Ansprechpartner erzählte uns, dass ab der Rückrunde auf einen neuen Platz gekickt wird. Der “Sportplatz im Gleisdreieck” in Bielefeld wird aktuell zu einem Kunstrasen umgebaut, sobald dieser fertig ist zieht der Klub um. Wer also sein eigenes Kreuz hier noch setzen will, sollte sich beeilen. Im Oktober empfängt der Verein den Westfalenligist SC Peckeloh zum Pokalspiel. Spannung pur und für jede Gastmannschaft definitiv ein Nachteil, auf diesem in meinen Augen absolut geilen Platz Fußball spielen zu müssen. Zumindest aus Zuschauersicht.

Der Schiedsrichter, der heute übrigens ohne Gespann auflief, leitete das Spiel souverän. Das Temperament hielt sich in Grenzen und der Heimsieg hatte keinen Zeitpunkt zum Zweifeln. Den ein oder anderen Stockfehler beim Übergang vom Grand zum Rasen war inklusive. Zwei Platzverweise beinhaltete das kleine Bielefelder Derby und nach dem Abpfiff ging es zurück nach Schwechheim. Wir bedanken uns für die Herzlichkeit der Personen vom Verein und legen unseren Lesern einen Besuch definitiv ans Herz. (tp)

F.C. Hansa Rostock – TSV 1860 München – 2:1

F.C. Hansa Rostock – TSV 1860 München – 2:1

„SAG ZUM ABSCHIED LEISE SERVUS“

17.09.2025

3. Liga
Ostseestadion
Zuschauer: 24.303

    ROSTOCK – Englische Woche in der 3. Liga. Rostock trifft auf München. Knapp 1600 Kilometer Fahrtstrecke hin und zurück. Wer sich so etwas ausgedacht hat, besetzt vermutlich einen hohen Posten beim Verband oder der Polizei. So läuft das. Diese Ansetzung muss man nicht verstehen, zumal gerade am Sonntag eine ähnliche Problematik beim Löwen-Heimspiel gegen Havelse zu verzeichnen war (wir berichteten).

    Egal, so kurzfristig lässt sich das Problem nicht beheben und der Gegner in Rostock spielte an diesem Mittwoch-Abend auch keine so große Rolle. Im Mittelpunkt standen 4 Objekte aus Stahl, Glas und Wolfram, die seit 55 Jahren nicht mehr aus dem Stadtbild der Hansestadt wegzudenken sind. Wie stramme Soldaten wachen die vier Flutlichtmasten über das Ostseestadion – und in dieser Saison haben sie Verstärkung bekommen. Acht von den charakteristischen Flutlichtern sind aktuell über Rostock zu sehen und dieser nicht gerade alltägliche Anblick sorgt für ein bizarres Bild.

    Jahrelang hat man bei Hansa Geld gesammelt und die Flutlichter dank diverser Spenden und großer Unterstützung aus der Fanszene nun rekonstruieren können. Die alten Masten waren marode geworden. Auch aus der Redaktionskasse wanderten natürlich ein paar Euro vor dem Spiel in die Sammelbox. Aufgestellt sind die neuen Lichtspender schon, gegen die „Löwen“ erstrahlte aber zum letzten Mal die alte Technik. Ein Heimspiel von Hansa ist ohnehin immer ein Spektakel, doch vor dieser einmaligen Kulisse schraubten sich auch die restlichen Erwartungen in die Höhe.

    Das Spiel der zwei hochgewetteten Drittligisten sollte die Ansprüche durchaus erfüllen. Gerade Hansa suchte die Zweikämpfe, kam immer wieder gefährlich in den gegnerischen Strafraum und konnte per Doppelschlag vor der Halbzeit in Führung gehen. Spieler des Spiels sicher Maximilian Krauß, der dank ständiger Unruhe im Angriffsspiel das Ruder auf die Seite seiner Mannschaft riss und mit seinem Spielstil im Alleingang für das entscheidende zweite Tor sorgte. Auf den Rängen passierte so weit nicht sehr viel Besonderes. Während die „Süd“ ihr Programm runterspulte, wie gehabt eine beeindruckende Mitmachquote erreichte und am Ende der Partie einen Dank an alle Flutlichtspender verkündete, wurde im Block 9A allerdings die ganze Partie über gezündelt. Respekt zollen konnte man unter diesen Umständen natürlich auch dem kompakten Auswärtsblock.

    Hansa hatte angekündigt, dass alle Zuschauer nach dem Abpfiff auf ihren Sitzen bleiben sollten. Und mit dem Heimsieg im Rücken entwickelte sich eine gewisse Vorfreude. Nach einem kurzen Einspieler von der ehemaligen Hansa-Legende Dieter Schneider, der beim ersten Spiel im Ostseestadion unter Flutlicht 1970 das Tor hütete, wurde das Licht ausgeschaltet und eine Pyroshow sorgte für große Augen. Die neuen Masten erstrahlten nicht mehr. Vermutlich wird es beim nächsten Heimspiel dann erneut etwas „Bling-Bling“ geben. Oder auch nicht. Denn herabfallende Teile der Pyroshow sorgten dafür, dass sich Dachbefestigungen lösten und einen 9-jährigen Jungen krankenhausreif verletzten. Das war’s jedenfalls mit den alten Masten. „Sag zum Abschied leise Servus“, möchte man da passend zu dem Spiel und Gegner hinterherrufen.

    Wir wünschen dem Buben gute Besserung und vermuten, dass über den Köpfen der Zuschauer in Rostock zukünftig nur noch die neuen LED-Strahler brennen werden. (mm)

    FC Ingolstadt U19 – FC Nürnberg U19 – 3:1

    Die 66. BILDERBUCHBUDE der Woche kommt aus dem bayerischen Ingolstadt. Bis zur Saison 2009/10 haben „die Schanzer“ hier ihre Heimspiele ausgetragen, ehe es zur Saison 2010/11 in den Neubau ging.
    Heute spielt in der alten Heimat „nur noch“ die zweite Mannschaft des FC Ingolstadt und dessen U19.
    Ein Besuch lohnt sich aber auch trotz der übersichtlichen Kulisse. Schönes Wochenende!


    13.09.2025
    Bezirkssportanlage Süd-Ost Ingolstadt
    FC Ingolstadt U19 – FC Nürnberg U19 – 3:1

    TSV 1860 München – TSV Havelse – 3:2

    TSV 1860 München – TSV Havelse – 3:2

    „FLUTLICHTSPEKTAKEL BEI MÜNCHENS GROẞER LIEBE“

    14.09.2025

    3. Liga
    Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße
    Zuschauer: 15.000

      MÜNCHEN — Am 03.08.2019 besuchte ich das städtische Stadion an der Grünwalder Straße und sah dort ein 2:5 zwischen der zweiten Mannschaft vom FC Bayern und Viktoria Köln. Dieses torreiche Spiel lief vor 2.141 Zuschauern und fühlte sich irgendwie falsch an. Diese geile Bude muss man eigentlich mit 1860 kreuzen. Sechs Jahre lang trug ich das ungute Gefühl mit mir herum und freute mich, als die 3. Liga dieses Spiel auf Sonntag 19.30 Uhr terminierte, da ich am Wochenende sowieso in der bayerischen Landeshauptstadt übernachtete. Wenn wir ehrlich sind, ist diese Anstoßzeit für alle Auswärtsfahrer ein Schlag ins Gesicht. Die tapferen Jungs und Mädels aus Garbsen nahmen die 671 Kilometer auf sich und mussten ihren kleinen Gästeblock noch mit anderen neutralen Besuchern teilen, weil die Gästetickets in den freien Verkauf gingen. Auch ich musste diese bescheidene Alternative wählen, da der Heimbereich für alle Fans einfach zu klein ist. Die Diskussion über eine Erweiterung des Stadions gibt es nun aber schon jahrelang, doch der Oberbürgermeister möchte lieber einen weiteren Versuch riskieren, Olympia nach München zu holen, als 1860 zu helfen, das Stadion auszubauen. Diese Ungerechtigkeit drückten die Fans der Löwen im Laufe des Spiels auf mehreren Bannern aus.

      Pünktlich ging das Spiel los, und währenddessen wir den schönen Gesängen auf der Tribüne lauschten, vergaben die Löwen gute Gelegenheiten, um in Führung zu gehen. Kurz vor der Pause konnten sie dann per Doppelpack verdient in Führung gehen. In der zweiten Hälfte stellten die Gastgeber das Fußballspielen ein und Havelse kam zurück ins Spiel. Als Volland in der 85. Minute vorzeitig duschen gehen musste und Havelse drei Minuten später sensationell den Ausgleich erzielte, war die Laune bei den meisten Fans eher mittelmäßig. Der Schiedsrichter gab sieben Minuten Nachspielzeit, und wie aus dem Nichts kamen die Giesinger Jungs zurück ins Spiel und konnten mit der letzten Aktion den Siegtreffer erzielen.

      Ekstase pur im Heimbereich und ein Eklat im Gästeblock. Zwei dumme Menschen fingen an zu jubeln und holten eine Lok-Leipzig-Fahne heraus. Folgerichtig wurden diese Vollhonks vom Sicherheitspersonal freundlich aus dem Stadion begleitet.

      Meine Mitstreiter und ich gingen völlig zufrieden aus diesem Prachtexemplar von Stadion heraus und schworen uns, hier noch einmal hinzukommen. Mich hat diese super Stimmung der Kurve ohne Dach einfach fasziniert und Lust auf mehr gemacht. Dazu steht diese alte Hütte mitten in der Stadt, nicht an der Autobahn oder an einer Kuhwiese. Die Busse müssen auf der Straße parken, und alle Kneipen sind vor und nach dem Spiel voll mit Fußballfans. Das ist einfach geil! Oder um es anders zu beschreiben. „DAS IST FUSSBALL, DAS IST MÜNCHENS GROẞE LIEBE!“ (mb)

      FC Bayern München – Hamburger SV – 5:0

      FC Bayern München – Hamburger SV – 5:0

      „DER GRILL BLEIBT KALT“

      13.09.2025
      Bundesliga
      Allianz Arena
      Zuschauer: 75.000

      MÜNCHEN — Nach sieben Jahren gab es am Samstag wieder den Nord-Süd-Klassiker zwischen dem Rekordmeister und dem Aufsteiger aus Hamburg. Unterschiedlicher konnten die Verhältnisse beim 120. Aufeinandertreffen nicht sein. Die einen haben einen Kaderwert von über einer Milliarde Euro, die anderen vergeigten sechs Jahre in Folge den Aufstieg ins Oberhaus. Umso größer war die Vorfreude aller auf das Duell. Unsere Redakteure aus Schwechheim reisten mit den unterschiedlichsten Verbindungen nach München. Die einen kreuzten vorab noch eine schöne Bilderbuchbude in Ingolstadt, die anderen setzten ihr Kreuz in Heimstetten, und der Schreiberling buchte die volle Experience beim FC Bayern und hörte siebenmal Freed from Desire im Bayern-Campus.

      Danach brachte uns ein Redakteursvater in sieben Minuten zur Allianz Arena. Beide Fanlager wurden am Einlass getrennt, um sich dann direkt im Umlauf wiederzutreffen. Den Sinn habe ich noch nicht ganz kapiert. Aber es wurde noch verwirrender. Wer sich als Gästefan ein Bier mit Alkohol kaufen möchte, muss dies im Unterrang holen; oben im Gästebereich wird nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt – und dazu ist der Pfand oben noch teurer. Zwar nur zehn Cent, aber wer bekanntlich den Cent nicht ehrt, ist des Euro nicht wert. Egal, ob man ein Bier mit Alkohol oder ein Wasser in der Hand hat. Mit diesem Getränk oder auch mit jeglicher anderer Nahrung bleibt es den Gästen verwehrt, dies auf ihrem gebuchten Platz zu konsumieren. Das i-Tüpfelchen passierte dann rund 15 Minuten vor Spielbeginn. Ein kleiner Junge bekam von seinem Papa eine Tüte Popcorn und wollte diese mit auf seinen Platz nehmen. Dies war natürlich nicht erlaubt, und der Ordner drückte auch kein Auge zu. Also sollte dieser ca. fünfjährige Junge, der wahrscheinlich zum allerersten Mal ein Auswärtsspiel besuchte, die große Tüte Popcorn in wenigen Minuten vor dem Einlass verspeisen – zehn Meter weiter gingen jedoch zwei ältere Herren im Heimbereich mit ihrem Bier ungehindert zu ihrem Platz und tranken dort in der ersten Hälfte genüsslich. Genau das ist Diskriminierung, FC Bayern! Die DFL wirbt mit „Gib Rassismus keine Chance“ und positioniert sich klar gegen Diskriminierung, aber zehn Prozent der Zuschauer im Stadion wird verboten, Wasser zu trinken, während sie das Spiel verfolgen.

      In der Zwischenzeit schlang der kleine Junge traurig sein Popcorn in den Magen, während beide Kurven ihre Choreografien aufbauten. Die Südkurve feierte sich und ihr Gründungsjahr, zugleich präsentierte der HSV stolz seine drei Buchstaben, untermalt von ein paar Rauchtöpfen und jeder Menge Fahnen.

      Als beide Seiten ihre Materialien noch abbauten, durften die 75.000 Zuschauer in der restlos ausverkauften Allianz Arena schon zweimal das berühmte „Yabba Dabba Doo“ hören. Der Gast aus Hamburg wurde, wie in den Jahren vor dem Abstieg, hergespielt und teilweise lächerlich gemacht. Die Bayern verzauberten 29 Minuten lang das elitäre Publikum auf den Längsseiten und gingen mit 4:0 in Führung. Danach muss der ehemalige HSVer Vincent Kompany seinen Spielern wohl gesagt haben, dass sie aufhören sollen, Fußball zu spielen, weil sonst der Grill am Volksparkstadion wieder glühen würde. Trotz des einseitigen Ergebnisses wurde besonders im Gästebereich weiter lautstark supportet. Man kann allen Fans des HSV nur für diese Leistung gratulieren, denn der Support war trotz der miserablen Leistung auf’m Platz einfach nur bärenstark. Auch die Schickeria war optisch gut aufgelegt und zündete mehrmals im Verlauf des Spiels. Über die Lautstärke kann man sich in München immer streiten.

      Nach dem Spiel kam ich in ein nettes Gespräch mit einem Bayern-Fan, der mir offen und ehrlich die Situation erklärte. „Wir haben 5–10.000 Fans, die die Mannschaft supporten wollen, und dann ist man im eigenen Stadion natürlich gegen die Gästefans nicht in Überzahl und sieht somit immer schlecht aus. Die restlichen 57.000 Zuschauer kommen wegen der Stars und der guten Ergebnisse.“ Um es noch einmal mit den Worten von Uli Hoeneß zu sagen. „Wollt ihr Ribéry und Robben?“ Der Großteil der Besucher will die Stars, und daher gibt es in der Allianz Arena eine viel zu große Anzahl an Hochbetagten und zu wenig echte Fans! (mb)

      FC Liefering – Austria Salzburg – 3:2

      FC Liefering – Austria Salzburg – 3:2

      „VIOLETTE LEIDENSCHAFT, BITTERE WENDE“

      14.09.2025
      2.Liga
      Red Bull Arena
      Zuschauer: 8.100

      SALZBURG – Nachdem ich bereits die Filialen in New Jersey und Leipzig besucht hatte, stand nun mit dem EM-Stadion von 2008 in Salzburg die nächste Niederlassung des Energy-Drink-Herstellers auf dem Programm.
      Denn am Sonntag wurde zur hopperfreundlichen Anstoßzeit von 10.30 Uhr das Zweitligaspiel zwischen dem RB-Ausbildungsverein FC Liefering und Austria Salzburg angepfiffen.

      Bereits um 8.15 Uhr trafen sich die Austria-Fans am Europapark, um gemeinsam zum Stadion zu marschieren. Die Wetterbedingungen waren mit Regen zwar nicht optimal, dennoch waren viele dem Aufruf der Viola-Fanszene gefolgt.

      Und auch im Stadion war alles angerichtet für den Kick am Sonntagvormittag. Mit insgesamt 8.100 verkauften Tickets wurden mehr Karten verkauft als beim Ligaauftakt von Red Bull Salzburg. Der Großteil davon befand sich im Gästeblock. Unterstützt wurden die Austria Fans auch von ihren Freunden aus Saarbrücken.

      Die Gästefans koordinierten den Support sowohl aus dem Unter- als auch aus dem Oberrang.
      Zum Intro wurden im oberen Sektor violette und im unteren Teil des Gästeblocks weiße Choreo-Fahnen geschwenkt. „VIOLETT-WEISS SEIT 1933“ war der Spruch, der vor dem Austria-Block zu lesen war.
      Außerdem wurde violetter Rauch gezündet.

      In einer ansonsten leeren und trostlosen Arena sorgten die Gruppen der Austria mit diversen Tifos und lautstarkem Support für einen runden Auftritt. Auf dem Rasen führte der Gast bereits nach 13 Minuten mit 0:2, und alles war angerichtet für den Derbysieg. Die Freude hielt allerdings nur knapp neun Minuten: Moser traf in der 22. Minute zum 1:2-Anschluss, was zugleich den Halbzeitstand bedeutete.

      Auch zu Beginn der zweiten 45 Minuten gab es im Gästeblock eine Pyroshow zu bestaunen. Auf dem Rasen jedoch war nun der Gastgeber am Drücker und traf nach dem Seitenwechsel nicht nur zum 2:2-Ausgleich, sondern drehte die Partie am Ende komplett, sodass das Spiel mit 3:2 beendet wurde.
      (fj)

      BV De Graafschap Doetinchem – Willem II Tilburg – 1:1

      BV De Graafschap Doetinchem – Willem II Tilburg – 1:1

      „GROUNDHOPPERS WELCOME“

      12.09.2025
      Eerste Divisie
      Stadion de Vijberberg
      Zuschauer: 10.549

      DOETINCHEM – Das Wochenende stand ins Haus und gemütlich sollte die Komplettierung der Regionalliga West vorangetrieben werden. Die Sportfreunde Siegen gastierten am Freitag-Abend beim 1.FC Bocholt, eine gelungene Abwechslung in Sachen Auswärtsfans und gut erreichbar von Schwechheim. Kurz vor der Abfahrt dann der Schock: Heimbereich ausverkauft! Alternativen mussten her, die Fahrt nach Bocholt war aber unausweichlich: Ein Hotel in der Nähe bereits gebucht und das Auto voller Blablacar-Mitfahrer.

      Nachdem auch eine kurzfristige Akkreditierung am Hünting scheiterte, ruhten die Hoffnungen auf dem niederländischen Zweitligisten aus dem Gelderland. Zwar gab es auch bei De Graafschap Tickets nur gegen Vorlage der Mitgliedschaft. Doch die Holländer haben einen Service eingerichtet, der mir an diesem Abend des Arsch rettete: „Groundhopper-Tickets“. Dafür gibt es extra eine E-Mail-Adresse, um mit dem Verein in Kontakt zu treten. In der zweiten Mail muss man einige Fragen beantworten, seinen Perso abfotografieren und sogar einen Nachweis über seine Groundhopper-Existenz erbringen. Dem Vorschlag des Vereins, das Futbology-Profil zu screenshoten, ging ich nach. Und die elektronische Kommunikation, die im Stau zwischen Hamburg und Bremen stattfand, wurde schließlich mit einer positiven Antwort von De Graafschap gekrönt. Groundhoppers welcome. Seht ihr Bocholt: So wird das gemacht!

      Wer hat sich auch schon mal gefragt, weshalb dieser Verein „De Graafschap“ heißt? Hier die Antwort: Doetinchem liegt mitten in der ehemaligen Grafschaft Zutphen und bildete die größte Stadt in diesem historischen Gebiet. Stellvertretend für diese ganze Region hat man sich nach einer Fusion im Jahre 1954 den Namen „De Graafschap“ verpasst. Um das Jahr 2000 herum hatten die Gelderländer ihre beste Zeit, spielten 8 Jahre am Stück Eredivisie. Irgendwann in diesen Jahren entstand auch der Beiname „Superboeren“, nachdem der Verein von den niederländischen Großstadtfans immer wieder als „Bauern“ verspottet wurde, verpasste sich der Klub aus der 60.000-Einwohner-Stadt diesen selbstironischen Spitznamen. Vielleicht etwas vergleichbar mit Meppen auf der anderen Seite der Grenze.

      Tatsächlich lag dann eine Eintrittskarte mit dem Vermerk „Groundhoppers“ an der „Rezeption“ für mich bereit und der Abend konnte starten. Das Stadion „Vijverberg“ ist eine typisch-holländische Blechkiste mit Flutlichtern. Da kann schon Stimmung drin aufbranden, aber auch der traditionelle Standort mitten im Wohnviertel spielt immer eine Rolle bei der DNA der meisten NL-Vereine. Im Stadion gab es jedenfalls aus dem „Hopperblock“ sogleich zwei Fanszenen zu bestaunen. Die Gäste stehen direkt neben den Heimfans und der kleine, eingezäunte Bereich sah proppevoll aus.

      Zu Beginn dann sogar eine kleine Choreo von Tilburg, bei der die Sticker-Kultur des Vereins eine Rolle spielte und die Elemente der Choreo zunächst für Zaunfahnen gehalten wurden. Ansonsten solider Support auf beiden Seiten, ohne dass man sich nennenswerte Notizen machen musste. Mit einer Ausnahme: Nach rund 10 Minuten hüllte sich der Gäste- und Heimblock zeitgleich in eine große, schwarze Blockfahne mit der Botschaft: „Stop collectieve Straffen“. Übersetzung überflüssig. Da man zuvor in der Stadt schon entsprechende Plakate und Aufkleber entdecken konnte, kündigte sich hier wohl ein Motto-Spieltag in den Niederlanden an. Bei diesem Protest wird auch für mehr Freiheit auf den Auswärtstouren plädiert, was in unserem Nachbarland u.a. an eine verpflichtende Busfahrt gekoppelt ist. Wer hier mehr Informationen möchte, dem sei die gleichnamige Internetseite der Bewegung ans Herz gelegt.

      Das erste Ausrufezeichen dieser Partie setzten die Gäste jedoch auf dem Rasen: Nach etwa 50 Sekunden ging Tilburg mit der ersten Chance in Führung. Und dem Absteiger sah man die reife Spielanlage an: Immer wieder scheiterte Willem II gefährlich vor dem Tor. Doch De Graafschap – mit zuletzt drei Niederlagen in Folge gehörig unter Druck – überstand die schwierige Anfangsphase und bekam zunehmend Sicherheit ins Spiel. Mitte der ersten Halbzeit erspielten sich die Hausherren immer bessere Torchancen und vergaben jeweils knapp. Kurz vor der Pause nach einer schönen Kombination dann endlich der verdiente Ausgleich! Nach dem Wiederanpfiff ein ähnliches Bild: Doetinchem war dem Sieg näher, am Ende waren die „Superboeren“ aber sichtlich erleichtert die Negativ-Serie gestoppt zu haben.

      Mehr als zufrieden ging es mit dem Abpfiff schließlich wieder über die Grenze nach Deutschland zum wohlverdienten Schlafplatz in Krefeld. Dank der Kulanz des Zweitligisten konnte der Start einer persönlichen Negativ-Serie an diesem Freitag verhindert werden. Eine kleine Geste für den Verein, eine große Erleichterung für den Groundhopper. (mm)

      Demminer SV II – SV Traktor Dargun II – 3:0

      Freitag in der Früh ist es Zeit: Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE wartet. Ausgabe 65 heute aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah liegt? Hier in Demmin kommt der verwöhnte Hopper auf seine Kosten. Alle Besucher können mit einer Runde um die begehrte Rasenfläche der Leidenschaft voll und ganz nachkommen. Fotomotive gibt es zahlreich. MV tut gut!


      26.04.2025
      Stadion der Jugend (Demmin)
      Demminer SV II – SV Traktor Dargun II – 3:0

      Sambenedettese Calcio – Forli FC – 1:2

      Sambenedettese Calcio – Forli FC – 1:2

      “SAMBA IM KLEINEN SAN SIRO”

      07.09.2025
      Serie C Girone B
      Stadio Riviera delle Palme
      Zuschauer: 8.208

      SAN BENEDETTO DEL TRONTO – September und im Rahmen der Tour das perfekte Wetter für eine Italien-Tour. Auch ich war Teil der Reisegruppe um das Länderspiel in San Marino. Das Abendspiel der Serie C, welches mal wieder mit dieser schönen Anstoßzeit Sonntags um 20:30 Uhr glänzte. Auswahl ist genug, drei Spiele fanden in dieser Liga am Sonntagabend statt. Vor dem Anstoß gab es erstmal eine Pizza in der “Tempora pizzeria gourmetteria”. Für diese Lage der Stadt eine absolute Eins. Zwei Gehminuten vom Strand entfernt und zehn vom Stadion. Die Tickets sackten wir vorher schon ein, für 20 Euro gab es das Objekt der Begierde auf der Tribuna Laterale.

      Das Stadion hatte ein gewisses Flair aus dem wohl bekanntesten Stadion Europas. “Das kleine San Siro” überzeugte direkt, viel besser als erwartet! Wer gut zu Fuß unterwegs ist, kann in der bekannten Kreisformation das Stadion hochlaufen. Vor dem Spiel startete eine Aktion des Vereins. Zu Ehren eines vor kurzem verstorbenen Ultra aus der einheimischen Kurve wurde ein Blumenstrauß niedergelegt. Die Kurve applaudierte dafür, ein emotionaler Moment schon vor dem Spiel. In den letzten Tagen gab es einige Botschaften von Vereinen aus Italien zu Ehren des Verstorbenen.

      Je näher der Startpunkt des Spiels kam, desto sangesfreudiger wurde die Heimkurve. Die Melodien steckten an, schon der Song über dem Stadion Lautsprecher brachte das fast schon süditalienische Blut zum Kochen. Ich erinnere mich zumindest an ähnliche Kurven-Auftritte im Süden des Landes. Der diesjährige Aufsteiger und ehemalige Zweitligist motivierte viele Leute und brachte auch die Haupttribüne und Gegengerade fast schon zum Platzen. Viele Möglichkeiten, sich einen ordentlichen Platz zu suchen, um die bestmöglichen Fotos zu schießen, waren nicht gegeben. Die Leute saßen in den Gängen auf den Treppen, ein herrliches Bild und zeigte, wie viel Potenzial in diesem Verein steckt.

      Der Gastgeber zeigte sich bemüht, erspielte sich einiges an Chancen und auch einen Elfmeter, dieser wurde leider kläglich kurz vor dem Pausentee verschossen. Auf Einladung der Gäste folgte das 1:0 in der 55’ Spielminute. Danach stellten die Hausherren das Spielerische fast schon komplett ein, zu harmlos und es kam, wie es kommen musste. Die Gäste aus Forli, eine Stadt, die bei Ravenna und Cesena liegt, glich erst aus und erzielte kurze Zeit später den Siegtreffer. Die circa 20 Gästefans bejubelten die Drehung des Spielstands.

      Nach dem Schlusspfiff wurde es für die Reisegruppe nochmal sportlich. Die knappen fünf Stunden zum Malpensa Airport sollten hinter sich gebracht werden. Da um 06:00 Uhr der Flieger in die Heimat gehen sollte, also mit anderen Worten: Ein ganz normaler Sonntag und definitiv besser als Tatort im Fernsehen. (tp)

      FC Schönberg 95 – SG Dynamo Schwerin – 0:3

      FC Schönberg 95 – SG Dynamo Schwerin – 0:3

      „ZWISCHENRUFE ALLER ART“

      07.09.2025
      Landespokal MV
      Palmberg-Stadion
      Zuschauer: 433

      SCHÖNBERG – Jahrelang stand der FC Schönberg im Fokus der Öffentlichkeit. Bevor die Nordwestmecklenburger vor 10 Jahren den Sprung in die Regionalliga Nordost packten, qualifizierten sich die „Maurine-Kicker“ stolze 7 Mal für den DFB-Pokal. Im Jahre 2000 gab sich der FC Bayern München vor 16.000 Zuschauern im äußersten Nordwesten Ostdeutschlands die Ehre. Zwei Jahre später schaute auch der HSV im Palmberg-Stadion vorbei. Doch nicht zuletzt eine 0:15-Niederlage gegen Kaiserslautern sorgte dafür, dass die Schönberger in der Ewigen DFB-Pokal-Tabelle bis heute den letzten Platz belegen.

      Um den DFB-Pokal ging es auch am vergangenen Sonntag, wenn man denn so will. Denn für die Teilnahme an dem prestigeträchtigen Wettbewerb ist der Gewinn des Landespokals schließlich Voraussetzung. Die Zeit der großen Spiele in der kleinen Stadt nahe der Ostseeküste sind eigentlich vorbei. Die Highlights in den vergangenen Jahren kann man an einer Hand abzählen. Doch wenn es denkwürdige Spiele gab, hieß der Gegner oft: Dynamo Schwerin. In der vergangenen Saison trafen beide Teams zuletzt im Pokal aufeinander und die klassentieferen Schönberger zogen durch einen 1:0-Erfolg in die nächste Runde ein.

      Nachdem ein Verbandswechsel und eine Umgruppierung in die Regionalliga Nord vom NOFV abgelehnt wurde, zogen sich die Mecklenburger 2017 aus der Regionalliga zurück. Auch die hohen Reisekosten in der Nordost-Staffel führten dazu, dass der Etat schmolz. Nach einigen Jahren in der Landesliga, gelang den 95ern im Corona-Jahr 2020 die vorzeitige Rückkehr in die MV-Liga. In der Verbandsliga hat man sich mittlerweile wieder in der oberen Hälfte etabliert, was auch einhergeht mit dem einen oder anderen (regional) bekannten Namen im Kader. Vor allem einige Kicker aus dem nahen Lübeck werden immer wieder in Schönberg kompostiert, das gilt aktuell sogar für den Trainer. Bei bestem Wetter fanden sich an diesem Spätsommer-Nachmittag rund 500 Personen auf der großen Tribüne des kleinen Stadions ein, das seine Rekord-Kapazitäten aus dem DFB-Pokal mit Zusatztribünen erreichte. Letztes Jahr im Landespokal gegen Hansa Rostock wurde nach Jahren mal wieder so eine mobile Stahlrohrtribüne aus der Mottenkiste geholt.

      Solche Maßnahmen mussten gegen Dynamo nicht getroffen werden, auch wenn es den Eindruck hinterließ, dass sich die jeweiligen Fanlager fast gleichmäßig auf die Kulisse verteilten. Als Dynamo noch nicht überregional in der Oberliga auftrat, waren sie in der Redaktion ein gern genommener Gegner bei den Spielen auf dem Lande in den Verbandsklassen. Und an dem Auftritt hat sich nicht viel geändert. Neben einer dreistelligen Auswärtsfahrerzahl und vielen Zaunfahnen, ist vor allem das ein oder andere Erscheinungsbild der weinroten Schlachtenbummler interessant. Sagen wir mal so: Vor über 35 Jahren ist die Mauer gefallen – und einige Personen waren vermutlich bis heute nicht einmal „drüben“.

      Aber was will man sich „da drüben“ auch abgucken? Das Bällchen bei Dynamo rollt gut und der Kader ist mit Spielern aus aller Welt bestückt. In dem Zweitrundenspiel stellte sich schnell heraus wer die bessere Mannschaft ist. Die Gäste gingen irgendwann auch in Führung und hätten diese ausbauen können, bis es ein Elfmetergeschenk für die „Maurine-Kicker“ gab, das der heimische Angreifer kläglich vergab. Und auch wenn die Schönberger von diesem Schiedsrichter-Pfiff profitierten, war ein Schuldiger an diesem Tag schnell gefunden: Der Spielleiter.

      Dass man kaum mal Passstafetten über zwei Stationen auf den Rasen bekam und jeden Konter verdaddelte, spielte bei der Live-Analyse der sportlichen Führung auf der Tribüne keine Rolle. Dieses Verhalten gipfelte schließlich in einem Platzverweis für den Trainer. Nach den späten Treffern zum 0:2 und 0:3 verstummten dann irgendwann die energischen Zwischenrufe aller Art. Das war fast ein bisschen schade, denn welches Publikum erlaubt sich schon lautstarke Provokationen gegen einen Verein, der für eine Attitüde bekannt ist, die vielen das Fürchten lehrt? Immer wieder schallte es im Chor Richtung Gäste: „Scheiß Dynamo!“. Und das, wo vor Ort keine Fantrennung mehr herrscht und Anhänger beider Vereine auf der Tribüne sitzen.

      Hat am Ende auch geklappt und das war alternativlos, denn: Der Gästekäfig wurde in der siebtklassigen Landesliga zu einem VIP-Parkplatz umgebaut. (mm)

      San Marino – Bosnien-Herzegowina – 0:6

      San Marino – Bosnien-Herzegowina – 0:6

      „BOSNISCHE INVASION IN SERRAVALLE“

      06.09.25
      WM-Qualifikation
      San Marino Stadium
      Zuschauer: 2.740

      SERRAVALLE – Bei der Planung für das Länderspiel-Wochenende im September fiel uns schnell die späte Anstoßzeit beim Duell San Marino gegen Bosnien-Herzegowina auf. Das ließe sich doch sicher mit ein, zwei Amateurspielen in Italien kombinieren. Zudem fehlte noch zwei Redakteuren der Länderpunkt San Marino. Zu guter Letzt versprachen wir uns einen guten Gästeauftritt und so fand sich schnell eine Reisegruppe zusammen.

      Der einfache Jet brachte uns am Freitagabend zuverlässig von Schwechheim nach Mailand-Malpensa. Am nächsten Morgen fix den Mietwagen abgeholt und ab auf die Autostrada Richtung Umbrien, wo am Nachmittag Gubbio im Lokalduell gegen Perugia kickte. Nach fast sechs Stunden erreichten wir pünktlich das Stadio Pietro Barbetti. Bei herrlichem Sommerwetter feierten die Ultras der Gastgeber ihr 45-jähriges Jubiläum mit einem Intro. Für uns ein unerwartetes Zubrot. Auch die rund 1.000 Tifosi aus Perugia lieferten mit gutem Support ab. Italien unterklassig macht eben fast immer Spaß.

      Von dort fuhren wir weiter in die älteste Republik der Welt. Bereits im Vorfeld deutete sich eine Invasion der bosnischen Fans an. Offiziell wurden 1.000 Gästekarten verkauft und der san-marinesische Verband gab Tickets für die Haupttribüne nur vor Ort an die eigenen Landsleute und Italiener raus. Diese Nachricht sorgte bei einigen Hoppern für Herzrasen, aber am Spieltag öffnete dann doch die Tageskasse für alle.

      Entsprechend deckten sich die Bosnier reichlich ein und mit Anpfiff dürften von den offiziell etwa 2.700 Zuschauern mindestens 80 Prozent für die „Zlatni ljiljani“ gewesen sein. Schon beim Aufwärmen flog die erste Fackel aufs Feld und sorgte für einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.

      Bei der Nationalhymne folgte dann ein Meer an weißen Fahnen mit den goldenen Lilien. Der Block aus Sarajevo links auf der Gegengerade war da bereits auf Betriebstemperatur. Allerdings schwappten die Schunkel- und Klatscheinlagen meist nicht so auf die Normalos über. Rechts der Mitte machte die Gruppe aus Mostar ihr eigenes Ding.

      Noch weniger fühlte sich anscheinend die Mannschaft zunächst davon motiviert und trat uninspiriert und ohne Elan auf. Von der goldenen Generation um z. B. Misimović, Pjanić, Ibišević ist nur noch Džeko übrig, der mit 39 Lenzen sein Team als Kapitän anführte und sich fußballerisch von seinen Kollegen abhob. Der Altmeister vergab auch die erste große Chance in der 13. Minute. Nur drei Zeigerumdrehungen später kassierte Golinucci für eine Notbremse die rote Karte und besiegelte quasi das Schicksal des krassen Außenseiters. Dennoch führten die Bosnier nur mit einem Tor zur Halbzeit und blieben auch im zweiten Durchgang lange Zeit seltsam lahm und passiv.

      Da sorgte die fette Pyroshow aus Bengalos und Rauchtöpfen für mehr Unterhaltung und hüllte die Flutlichtmasten des Stadio Olimpico in Rauchschwaden. Kurz danach kam auch auf dem Platz mehr von den Gästen. Džeko höchstpersönlich entschied das Spiel mit einem Doppelschlag, der Mann hat es einfach immer noch drauf. „Bosna“ machte die Bude akustisch nun endgültig zu einem Heimspiel.

      In den letzten zehn Minuten legten die “Zmajevi” noch drei Tore nach, was aber für uns eher nebensächlich war. Die bosnischen Fans hatten wie beim ersten gesehenen Auftritt in Montenegro vor drei Jahren abgeliefert und höchst zufrieden ließen wir den Abend noch mit ein paar Pivo am Strand von Rimini ausklingen. (hr)

      Bonner SC – Fortuna Köln 0:3

      Bonner SC – Fortuna Köln 0:3

      “FLUTLICHT-DERBY“

      05.09.2025
      Regionalliga West
      Sportpark Nord
      Zuschauer: 3.763

      BONN – Da ich an diesem Freitag spontan frei bekam und mein Flug am nächsten Tag von Düsseldorf nach Italien gehen sollte, entschloss ich mich, einen weiteren Regionalliga-West-Ground zu kreuzen.
      Die Reise führte mich in die ehemalige deutsche Hauptstadt Bonn, die mit einer direkten Bahnverbindung an den Düsseldorfer Flughafen angebunden ist.

      Nach einer „Deutschlandticket-Tour“ aus Schwechheim kam ich etwa zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn in Bonn an. Die Zeit nutzte ich, um mir die schöne Stadt am Rhein anzusehen. Sie wusste durchaus zu überzeugen. Besonders gefallen haben mir der Marktplatz und eine kleine Festung, an der sich schon Kollege (MM) vor 20 Jahren hatte ablichten lassen.

      Es folgte ein Spaziergang zum Ground und ein Abstecher in den Supermarkt, wo ich kurzzeitig für einen Ladendieb gehalten wurde. Der Sicherheitschef lief mir hinterher und wollte ganz sicherstellen, dass ich nicht mehr dabei hatte als die gekaufte Cola.

      Nach diesem kleinen Nervenkitzel fielen mir die hohen Flutlichtmasten des Sportparks Nord ins Auge. Neben einem von ihnen zeigte sich sogar ein kleiner Regenbogen.

      Alles war angerichtet: Flutlichtspiel um 19:30 Uhr, dazu mit Fortuna Köln ein Gegner aus der Nähe. Beworben wurde die Partie als „Flutlicht-Derby“. Etwa eine halbe Stunde vor Anpfiff traf dann auch der schwarz gekleidete Gäste-Mob ein und machte mit „Hurra, hurra, die Fortuna ist da“-Sprechchören auf sich aufmerksam.

      Unglücklicherweise waren alle Zuschauer auf einer Tribüne untergebracht, da die Gegengerade für dieses Spiel gesperrt war. Lediglich vor dem Anpfiff konnte man ein paar Fotos von der schönen Haupttribüne machen. Dennoch ist es erfreulich, dass beide Vereine eine aktive Fanszene vorweisen können. Bei den Gästen handelt es sich mit der Ultra-Gruppe „Fortuna Eagles“ sogar um die älteste Ultrà-Gruppierung des Landes. Insgesamt ein kompakter Haufen, der ein geschlossenes Bild abgab. Der Funke sprang dabei auf den Rasen über, sodass es bereits nach einer knappen halben Stunde 0:3 für Fortuna stand. Weitere Tore fielen nicht.

      Die mitgereisten Anhänger provozierten noch mit „Absteiger“-Rufen in Richtung des Aufsteigers, was die Bonner jedoch gekonnt ignorierten und stattdessen weiter ihre eigenen Lieder sangen.

      Insgesamt ein schöner Ausflug in den Sportpark Nord. Ein Ground bei Flutlicht hat immer etwas Besonderes – klare Empfehlung.
      Den Abschluss bildete eine Übernachtung am Düsseldorfer Flughafen. (fj)